Morphin-Globuli: Patient überlebt Suizidversuch Sarah Sonntag, 02.12.2018 07:55 Uhr
Gestern ist ein 55-jähriger Mann aus dem hessischen Fulda wegen einer Überdosis stark wirksamer Morphin-Globuli ins alternativmedizinische Krankenhaus eingeliefert worden. Wie die Klinikleitung auf Anfrage mitteilte, ist der Patient außer Lebensgefahr. Als Grund für den Suizidversuch nannten die behandelten Heilpraktiker wahrscheinlich ungelöste Probleme sowie negative Energien im Körper des Betroffenen. „Wer schreibt, der bleibt", dachte sich Sarah Sonntag und wurde im Nachtdienst kreativ. Die (satirischen) Nachtdienstgedanken zum Sonntag.
Etwa 30 Morphin-Globuli mit der Potenz C 200 soll der Patient auf einmal eingenommen haben. Nach der Einnahme der Kügelchen kam es zu zentralnervösen Nebenwirkungen wie Atemdepression, Halluzinationen und Bewusstseinsstörungen. Glücklicherweise hat der homöopathische Notdienst schnell reagiert und ein entsprechendes Notfallmedikament zeitnah verabreicht. Eine homöopathisch verdünnte Naloxon-Infusion konnte dem Mann das Leben retten.
Der Wirkstoff ist ein Opioid-Antagonist und seit 1983 in der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelistet. Dem Zuwachs an wissenschaftlicher Erkenntnis geschuldet, sind sich heute Experten einig, dass in solchen Notfällen nur Hochpotenzen eingesetzt werden sollten. Es gilt die Regel: Ein Molekül reicht aus, um die Wirkung von Morphin aufzuheben.
Doch eigenständig sollten Patienten solche Präparate mit Hochpotenzen nicht einnehmen. Da auch die Missbrauchsgefahr hoch ist, wie der aktuelle Fall zeigt, sprechen sich immer mehr Politiker für eine Verkaufsabgrenzung aus und schließen sich damit den Empfehlungen der Wissenschaftler an. Derzeit können diese Mittel in Deutschland ohne Rezept über die Apotheken bezogen werden. Da der größte Umsatz dieser stark wirksamen Substanzen vor allem von den Versandapotheken gemacht wird, soll das Geschäft dort bald einbrechen. Unbestätigten Informationen zufolge sollen die Mittel nur über ein spezielles Rezept zu bekommen sein. Innerhalb der Branche ist die Rede von einer lilafarbenen Verordnung.
Eine Bestellung über den Versandhandel soll künftig explizit ausgeschlossen werden, um die Volksgesundheit nicht zu gefährden. „Das Rx-Versandverbot für stark wirksame Globuli wird kommen. Wir stehen hinter den Apothekern vor Ort”, bestätigt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf Anfrage. Er gibt zu bedenken, dass die Abgabe dieser Globuli ohne eine adäquate Beratung durch die Pharmazeuten verheerende Folgen für die Gesellschaft haben könnte. Selbstverständlich werde diese Leistung im neuen Apothekenhonorar berücksichtigt.
Diese neue Denkweise in der Politik dürfte künftig viele Menschenleben retten. Der betroffene Patient aus Fulda muss aber erstmal die Erstverschlimmerung auskurieren. Wie seine Therapeuten erklären, braucht es einige Wochen, bis er seinem normalen Alltag nachgehen kann. Sie berichten auch, dass Suizidversuche in dieser Altersgruppe nicht selten vorkommen. Männer seien dabei häufiger betroffen als Frauen.
Der Deutsche Heilpraktikerverband (DHV) reagierte besorgt auf den Suizidversuch: „Das ist schade zu hören. Wir weisen immer wieder darauf hin, dass hochpotenzige Globuli nur in Absprache mit einem erfahrenen Homöopathen eingesetzt werden sollten. Der Fall zeigt uns, dass es einen großen Aufklärungsbedarf in der Gesellschaft gibt”, erklärt DHV-Sprecher Fritz Hahnemann. Nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige Folgen für die Gesundheit seien bei einer missbräuchlichen Einnahme denkbar. So könnte es beispielsweise zu einer Saccharosetoxizität kommen. Neue Studien zeigen, dass die Giftigkeit einer Glucosetoxizität gleich kommt. Forscher führen dies auf die α,β-1,2-glykosidische Bindung im Molekül zurück. Denn Saccharose besteht aus Glucose und Fructose.