Streit um Umbenennung

Mohren-Apotheke: AfD schaltet sich ein

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Berlin -

Der Streit um die Forderungen nach einer Umbenennung der Mohrenapotheke im hessischen Friedberg ist um ein Kapitel reicher: Nun hat sich die AfD in die Angelegenheit eingemischt und springt Inhaberin Kerstin Podszus mit einem Dringlichkeitsantrag im Wetterauer Kreistag zur Seite. Die wiederum distanziert sich von der AfD, von einer Vereinnahmung will sie aber nicht sprechen.

Apothekeninhaberin Kerstin Podszus erhält Applaus aus der falschen Ecke: Seit Jahren wehrt sie sich gegen die Forderungen von Anti-Rassismus-Aktivisten nach einer Umbenennung ihrer Hof-Apotheke zum Mohren – und wird dafür nun von der AfD hofiert. Im Sommer hatte Aktivist Osman Conteh eine Demo vor der Apotheke organisiert und dem Thema damit erneut Publicity beschert, auch bei der lokalen AfD. Kurz nach der Demo brachte die AfD-Fraktion im Wetterauer Kreistag einen Dringlichkeitsantrag ein, in dem sie in gewohnter Manier gegen die Aktivisten zu Felde zog.

Der Kreistag möge sich gegen die Forderungen nach einer Umbenennung der Apotheke stellen: „Der Wetterauer Kreistag stellt sich uneingeschränkt gegen Versuche, eine Umbenennung der alteingesessenen Hof-Apotheke zum Mohren in Friedberg herbeiführen zu wollen“, zitiert die Frankfurter Rundschau aus dem Papier. Die Aktivisten würden sich damit „über geltendes Recht“ stellen, ohne weiter zu erläutern, inwiefern die Aktivisten das getan haben sollen. Ob man die Ansichten der Initiative „United Colours of Change“, hinter der Conteh steht, teilt oder nicht: Die Demo war angemeldet und genehmigt, zivilgesellschaftlicher Protest ist unabhängig von der politischen Ausrichtung Teil der Meinungsfreiheit.

Die AfD wiederum sieht darin einen „Angriff auf unsere Kultur und Identität“ und schreibt in ihrem Antrag, die Aktionen zeugten „von totalitären Zügen“. Es sei deshalb „Aufgabe des Kreises, sich hinter die Besitzerin zu stellen, um dem psychischen Terror entgegenzuwirken“, so die Forderung. Erfolgreich war die Partei damit nicht: Der Wetterauer Kreistag lehnte ihn Mitte September mit den Stimmen der anderen Fraktionen ab, ohne dass eine weitere Begründung oder Kommentierung erfolgte.

Podszus hätte auf die Unterstützung der AfD wohl gern verzichtet. „Ich begrüße, dass wohl alle anderen Fraktionen des Wetterauer Kreistages diesen Dringlichkeitsantrag der AfD-Fraktion vom 13.07.2021 in der Kreistagssitzung vom 15.09.2021 eindeutig abgelehnt haben“, erklärt sie auf Anfrage. Von den Rechtspopulisten vereinnahmt fühle sie sich allerdings nicht. „Nein, ich lasse mich weder von der AfD, noch überhaupt von irgendwelchen extremistisch wirkenden Institutionen, Organisationen oder Menschen vereinnahmen.“

Bereits bei den Demos vor ihrer Apotheke in diesem und im letzten Sommer war es zu Zwischenfällen gekommen, die die Betroffenen als rassistische Übergriffe beschrieben. Näherbringen dürfte die Unterstützung der AfD Befürworter und Gegner der Umbenennung jedenfalls nicht, die Fronten sind weiter verhärtet. Conteh wirft Podszus mangelnde Gesprächsbereitschaft vor, die Apothekeninhaberin wiederum kritisiert Contehs Haltung im Gespräch mit ihr. Der Kontakt zu ihm und den anderen Aktivisten „gestaltete sich sehr schwierig“, sagt sie. „Bezeichnend ist und war seine erste Kontaktaufnahme in zwei oder drei Telefongesprächen mit mir: Er hat einfach angerufen und die Umbenennung der Apotheke verlangt. Ohne mich persönlich zu kennen.“ Als sie das „höflich ablehnte“, wie sie sagt, „wurde der Verlauf des Telefongesprächs immer unangenehmer für mich, weil er anfing, mich unter Druck setzen zu wollen. Und das, obwohl ich ihn überhaupt nicht kannte.“

Beim persönlichen Treffen mit Podszus, ihrem Anwalt und zwei Wissenschaftlern, die sie eingeladen hatte, habe sich Conteh gegenüber Argumenten verschlossen gezeigt – dasselbe wirft er umgekehrt den anderen Gesprächsteilnehmern vor. Beide Seiten tauschen also nach Sicht der jeweils anderen Argumente aus, ohne jedoch darauf einzugehen. Podszus wiederum sieht sich noch dazu in der Öffentlichkeit falsch dargestellt. „Nach meiner Wahrnehmung kommunizieren Herr Conteh und die anderen Aktivisten gezielt einseitig, nach genauem Kalkül, weniger vertrauensvoll und ausschließlich über die sozialen Medien: Sie reißen Gesprächsteile auch gerne aus dem gesprochenen oder geschriebenen Zusammenhang, ohne dies zu erläutern“, sagt sie. Nach ihrer Wahrnehmung würden Conteh und seine Mitstreiter „viel mit Halb- oder Viertelwahrheiten“ arbeiten und sich das herauspicken, „was irgendwie in ihr Weltbild passt“, so Podszus. „Das macht es sehr schwer.“

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