Apothekenschließungen

Modelleisenbahn statt Medikamente

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Berlin -

Alte Apothekerschränke, ätherische Düfte und ein Mikroskop: Trotz des typischen Dekors beherbergt die denkmalgeschützte Germania-Apotheke in Wattenscheid keine Medikamente mehr. Peter Nafeld hat sich die seit 1990 geschlossenen Räume hergerichtet, wie „Der Westen“ berichtet. Die neue Klientel: Modelleisenbahn-Liebhaber.

 

Auf dem früheren Handverkaufstisch wechseln nicht mehr Rezepte und Arzneimittel die Besitzer. Seit einigen Tagen werden in den Räumen mit Eicheninterieur Modell-Loks, Schienen oder Waggons verkauft. Die historischen Räume haben Nafeld sofort überzeugt: „Ich habe mir ein paar andere Lokale angeguckt. Aber als mein Freund, der diese Apotheke geerbt hat, sagte: Ich hab’ da was für dich, und mir die Räume zeigte, war meine Entscheidung gefallen.“

Nach vier Wochen waren letzte Zeugnisse aufgeräumt. Einiges wurde weggeschmissen. Ein Relikt aus vergangenen Tagen hat Nafeld behalten: ein Mikroskop im Holzkasten. Es trägt dem Bericht zufolge den Stempel von Otto Höynck, der die Apotheke von 1888 bis 1925 betrieb. Andere Apothekerschränke und -schubladen beinhalten nun gebrauchte Modell-Loks, Schienen oder Signalsysteme.

Die Germania-Apotheke war laut Bericht die zweitälteste der noch erhaltenen Apotheken in der Hellwegstadt. Sie wurde 1888 von Inhaber Otto Höynck ins Königliche Handelsregister eingetragen. Von 1925 bis 1990 gehörte sie den Apothekern der Familie Freund, zuerst Vater Josef, dann Sohn Winfrid. Dessen Neffe Harald Bachmann, ebenfalls Apotheker, betreibt heute die Hubertus-Apotheke.

 

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