Inhaberin trennt sich

Mit 61 übernommen, mit 69 geschlossen Carolin Ciulli, 05.10.2024 08:37 Uhr

Eine Apotheke weniger: Immer mehr Betriebe im ländlichen Raum schließen. Foto: Axel Bueckert/stock.adobe.com
Berlin - 

Immer mehr Gemeinden in ländlichen Regionen verlieren ihre Apotheken. Gerade hat Hoa Nguyen-Chi ihre Brunnen-Apotheke in Weibersbrunn in Unterfranken geschlossen. Die 69-Jährige fand keinen Nachfolger, die Einwohner der Gemeinde im Spessart mit knapp 2000 Menschen müssen jetzt weitere Wege in Kauf nehmen.

Die Fälle ähneln sich: Ältere Inhaberinnen und Inhaber müssen sich aus Personalgründen von ihren Betrieben trennen. Oftmals schreiben diese Apotheken noch schwarze Zahlen, sind aber aufgrund ihrer fragwürdigen Zukunftstauglichkeit für potenzielle Käuferinnen und Käufer ein Risiko. Die Inhaber:innen selbst arbeiten längst an der Belastungsgrenze und ziehen irgendwann die Reißleine.

So auch bei Nguyen-Chi. Mit 61 Jahren übernahm sie die Brunnen-Apotheke, da sie das Haus kaufte. Im Gegenzug trennte sie sich von ihrer vorherigen Apotheke. Ein Jahr später zog es die Apothekerin und ihre Familie nach Hanau und sie kaufte die Stadt-Apotheke. Bereits damals war sie in einem Alter, in dem viele in den Vorruhestand gehen. Auch Nguyen-Chi spürte die Belastung etwa durch Notdienste.

Doch die Inhaberin wollte den Betrieb in Weibersbrunn nicht vorschnell aufgeben. Zwei Jahre suchte sie nach einem Nachfolger. Viele Rückmeldungen bekam sie nicht. „Ich habe eine Apothekerin“, sagt sie. Doch diese habe sich gegen die Selbstständigkeit und für die Familie entschieden. Nguyen-Chi bleibt noch im Geschäft – ihre Hauptapotheke will sie noch „etwas länger“ weiterführen.