Schwarzwald

Mit 24 die erste Apotheke

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Berlin -

Nach dem Pharmaziestudium in Budapest wollte Dr. Pharm. Valentin Schlieper unbedingt zurück in die Heimat. Im Schwarzwald ergab sich die Möglichkeit, die Stadt-Apotheke in Bräunlingen zu übernehmen. Auch der ehemalige Chef steht noch in der Offizin.

„Meine Eltern sind Apotheker, ich bin in Hinterzarten aufgewachsen.“ Dort betreibt die Familie die Schwarzwald-Apotheke, eine klassische Landapotheke. Für Schlieper stand früh fest: Das wollte er auch machen. Weil die Abi-Noten nicht für den NC reichten, studierte er kurzerhand in Budapest. „Meine Eltern haben sich gefreut, dass ich mich für den selben Beruf entschieden habe“, erzählt er, „sie haben mir das Studium in Ungarn finanziert.“

Auf einen Studienplatz warten wollte der 24-Jährige nämlich nicht. „Der NC ist so hoch, dass ich mehrere Wartesemester gehabt hätte. Ich wollte das Studium so schnell wie möglich absolvieren. Wenn man gegenrechnet, wie viel Geld man verliert, weil man noch nicht als Apotheker arbeiten kann, rentiert sich die Investition ins Studium“, sagt er.

Rabatt gab‘s auch. Die Studiengebühren betragen 5000 Euro pro Semester, die Semmelweis-Universität gewährt erfolgreichen Studenten 10 bis 15 Prozent Nachlass. Die Uni besteht seit 240 Jahren, Pharmazie wird in deutscher Sprache unterrichtet. Das Studium in Ungarn hat ihn begeistert: „Der Schwerpunkt ist von der Chemie weg, hin zu Medizin.“ Ein weiterer Vorteil: Die Lebenshaltungskosten sind in Budapest deutlich niedriger als in Deutschland.

Im Juli 2017 hat Schlieper das Studium beendet. „Im Oktober kam es dann zum ersten Kontakt mit Detlef Hurtig, dem Apotheker. Er ist krank und wollte die Leitung der Apotheke abgeben.“ Die erste Apotheke hatte er eigentlich nicht schon mit 24 Jahren geplant, andererseits war die Herausforderung auch verlockend. „Es gibt keinen wirklich guten Zeitpunkt. Man muss die Chance ergreifen“, sagte er sich und sagte zu. „Vor der Verantwortung habe ich keine Angst, im Gegenteil, das macht mir Spaß und ist einer der Gründe, warum ich Beruf gewählt habe.“

Die Zeit bis zur Übernahme Anfang September nutzte er gut. „Ich habe in verschiedenen Apotheken gearbeitet, um Erfahrung zu sammeln und in Schmalkalden einen Apothekenbetriebswirt-Kurs absolviert. Jetzt bin ich gut vorbereitet.“ Die Hochschule im thüringischen Schmalkalden bietet eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung für Apotheker an, die zwei Semester dauert.

Die Kunden der Stadt-Apotheke haben sich schnell an das neue Gesicht in der Offizin gewöhnt. Zumal auch der ehemalige Inhaber noch vor Ort ist: „Er arbeitet weiterhin als angestellter Apotheker mit“, sagt Schlieper. So lange es seine Gesundheit zulässt, will auch er weiterhin für seine Kunden da sein. Probleme bezüglich der Zuständigkeiten gibt es nicht. „Wir haben klare Absprachen, alles läuft gut.“

Die Nachricht, dass in der Stadt-Apotheker ein „Neuer“ arbeitet, sprach sich schnell herum. „Der Buschfunk im Schwarzwald funktioniert immer gut. Die Menschen hier sind sehr freundlich und neugierig“, sagt Schlieper, „ich kenne die Mentalität und mag sie, ich bin hier aufgewachsen.“

Wenn er berufliche Fragen hat, ist er bestens versorgt. „Ich kann immer Herrn Hurtig, meine Eltern oder meinen Bruder fragen, der ebenfalls Apotheker ist.“ Bruder Christopher hat im vergangenen Sommer in Bonndorf die Schwarzwald-Apotheke übernommen. Unter ähnlichen Bedingungen, auch dort war der vorherige Besitzer erkrankt und suchte einen Nachfolger.

Die Arbeit als Apotheker mochte Schlieper schon als Kind, damals natürlich aus der Position des neugierigen Beobachters. „Man hat viel direkten Kontakt und kann oft helfen. Das macht einfach Freude.“ Er glaubt langfristig an einen Trend zum Landleben. „Ich sehe es in meinem Freundeskreis: Man geht in die Welt, um zu studieren, aber immer mehr junge Menschen kommen auch wieder aufs Land zurück. Weil hier die Infrastruktur stimmt, es gibt optimale Bedingungen. Und vor allem Platz, der in den Städten fehlt.“

Auch das Leben in der Stadt könne Spaß machen: „Aber die Hektik ist belastend.“ In seinem Fall lockten die Familie und die Freizeitmöglichkeiten den jungen Pharmazeuten wieder in die Heimat. Und natürlich die Stadt-Apotheke.

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