Epidemiologie

Migranten häufiger psychisch krank dpa, 12.09.2012 16:53 Uhr

Berlin - 

Von Depression bis Schizophrenie: Migranten leiden fast doppelt so häufig unter psychischen Erkrankungen wie der Bevölkerungsdurchschnitt und sind nach Ansicht von Fachärzten zudem medizinisch schlechter versorgt. Vor allem Sprach- und Kulturprobleme führten dazu, dass Fehldiagnosen gestellt, Medikamente falsch eingenommen oder Therapien sogar komplett vorenthalten würden, kritisierte Professor Dr. Wolfgang Meier von der Universitätsklinik Bonn. Mehr kulturelle Öffnung im Gesundheitswesen sei dringend erforderlich.

Zu den Risikofaktoren zählen Einsamkeit, Heimweh, Sprachprobleme, Arbeitslosigkeit, schlechte Bildung und schlechte Wohnverhältnisse. Häufig suchten Betroffene auch viel zu spät ärztliche Hilfe – aus Scham, Unwissenheit, oder auch deshalb, weil in ihrer Herkunftskultur ihr Leiden nicht als Krankheit gilt.

Seit den 90er Jahren fordern Ärzte, dass Einrichtungen und Kliniken eine interkulturelle Checkliste erfüllen, wozu neben mehr Personal nichtdeutscher Herkunft auch ein Migrantenverantwortlicher als Ansprechpartner gehört. Doch bislang scheitere dies vor allem am Geld, kritisierten die Ärzte. In Deutschland leben 15,7 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, was etwa einem Fünftel der Bevölkerung entspricht. Die meisten von ihnen (16 Prozent) kommen aus der Türkei.