Vor weniger als 20 Jahren sind bei einem Meningitis-A-Ausbruch in Afrika 25.000 Menschen gestorben. Nun ist die Krankheit dort fast ausgerottet – einem neuen Impfstoff sei Dank.
Nach einer großen Impfkampagne ist Meningitis A – eine Form von Hirnhautentzündung – in weiten Teilen Afrikas fast vollständig ausgerottet. 2013 gab es in den 26 betroffenen Ländern nur noch vier bestätigte Fälle, wie Forscher im Fachmagazin „Clinical Infectious Diseases“ berichten.
Mehr als 220 Millionen Menschen wurden in der Region mit dem neu entwickelten Impfstoff behandelt. „Meningitis A ist verschwunden, wo immer die Impfung genutzt wurde“, hieß es weiter. Bei der letzten großen Meningitis-Epidemie infizierten sich 2009 allein in Nigeria und dem Niger mehr als 20.000 Menschen. Mehr als 1000 Erkrankte kamen UN-Zahlen zufolge ums Leben. Bei einer verheerenden Epidemie 1996 starben in der Region sogar 25.000 Menschen.
Meningitis-Bakterien, die sogenannten Meningokokken, verursachen Entzündungen der Hirnhaut. Symptome der Krankheit sind unter anderem hohes Fieber, Kopfweh und Erbrechen. Ohne die nötige antibiotische Behandlung verlaufen der WHO zufolge die Hälfte der Krankheitsfälle tödlich. In Europa gibt es nur sehr wenige Fälle von Meningitis A.
Angesichts der verheerenden Meningitis-Epidemien in Afrika gaben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Organisation Path bei einem indischen Pharmaunternehmen die Entwicklung eines neuen Impfstoffs in Auftrag. Der Impfstoff „MenAfriVac“ ermöglichte eine massive präventive Impfkampagne und kostete nur 50 US-Cent (0,46 Euro), ein Bruchteil der bisherigen Impfstoffe, die auch erst nach Beginn einer Epidemie eingesetzt werden konnten.
„Dank dem Impfstoff, der einfach einzusetzen und erschwinglich ist, gibt es keine Epidemien mehr", sagte die Meningitis-Expertin von Ärzte ohne Grenzen, Dr. Myriam Henkens. Die Organisation war in den ersten Jahren auch an der Impfkampagne beteiligt. „Es ist wirklich eine erstaunliche Erfolgsgeschichte.“ Henkens sagte, der Erfolg im Kampf gegen Meningitis A zeige, was erreicht werden könne, wenn Impfstoffe strikt nach Bedarf entwickelt würden und nicht nach dem Wunsch der Pharmahersteller nach mehr Profit.
Forscher warnen nun, dass die von Meningitis A betroffenen Länder die Impfung in die Routine-Impfungen für Kinder aufnehmen müssten, sonst könnte es in rund 15 Jahren erneut zu Epidemien kommen. Die Erfahrung zeige, dass ein Nachlassen bei den Impfungen zu einer drastischen Rückkehr der Krankheit führen könne, wurde die WHO-Expertin Dr. Marie-Pierre Prezioso in dem Artikel zitiert.
In zehn weniger akut betroffenen Ländern dauert die Impfkampagne dem Artikel im Fachmagazin „Clinical Infectious Diseases“ zufolge noch an. Zuletzt gab es der WHO zufolge in der Region allerdings auch vermehrt Fälle von Meningitis C, für das ein anderer Impfstoff gebraucht wird. Allein in Nigeria und dem Niger starben im ersten Halbjahr rund 800 Menschen an den Folgen dieser Hirnhautentzündung.
Epidemien der Hirnhautentzündung kamen in Afrika bislang vor allem während der Trockenzeit im sogenannten Meningitis-Gürtel an und unterhalb der Sahara vor. Dieser reicht vom Senegal im Westen bis nach Äthiopien im Osten.
Wissenschaftler vermuten, dass das trockene Klima einen entscheidenden Anteil beim Ausbruch von Epidemien hat. Eine gesicherte Erklärung, wieso vor allem die Länder an und unterhalb der Sahara betroffen sind, gebe es bislang nicht.
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