Organtransplantation

Melderegister statt Spenderausweis

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Angesichts der geringen Zahl von Organspendern in Deutschland fordern Experten Änderungen in der Transplantations-Politik. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum, plädierte in der „Bild“-Zeitung dafür, den persönlichen Organspendeausweis durch ein zentrales Melderegister zu ersetzen. „So können wir deutlich mehr Menschen motivieren, ihre Bereitschaft zur Organspende zu dokumentieren“, sagte Baum.

Der CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt fordert zudem die Einführung der sogenannten Widerspruchslösung in Deutschland. Dobrindt verweist dabei auf gute Erfahrungen mit dem Modell in Österreich. In Deutschland gilt bislang die Zustimmungslösung. Demnach müssen die Menschen vorab ein Einverständnis zur Organentnahme nach einem etwaigen Hirntod geben - etwa mit einem Organspendeausweis.

Bei der Widerspruchslösung wird dagegen von einem grundsätzlichen Einverständnis zur Organspende ausgegangen. Die Bürger müssen hingegen ausdrücklich erklären, wenn sie keine Organe spenden wollen. Diese Regelungen gilt in verschiedenen anderen EU-Staaten.

Die Experten kritisieren darüber hinaus die Organspende-Praxis in den Krankenhäusern. Professor Dr. Hermann Reichenspurner, Sprecher der Deutschen Herz- und Lungentransplantationszentren vermutet, dass der Aufwand für eine Organentnahme vielen Kliniken zu groß sei. „Hunderte Menschen, die jetzt mangels eines Spenderorgans sterben müssen, könnten noch leben, wenn alle deutschen Krankenhäuser ihrer Pflicht nachkämen und jeden potenziellen Organspender melden würden“, sagte Reichenspurner.

Nach Schätzungen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) meldet nur die Hälfte der etwa 1400 deutschen Krankenhäuser mit Intensivstation potenzielle Spender. Eine aktuelle Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat ergeben, dass ein Drittel der Deutschen zwar grundsätzlich mit einer Organentnahme nach ihrem Tod einverstanden sei - lediglich 17 Prozent besitzen jedoch einen entsprechenden Ausweis.

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