China

Melamin in Milchpulver

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Im Skandal um gesundheitsschädliches Babymilchpulver sind in China bereits zwei Säuglinge gestorben sowie 580 an Nierensteinen erkrankt. Die Regierung in Peking hat eine Untersuchung aller 175 Produzenten angeordnet. Im Mittelpunkt der Enthüllungen steht die führende Herstellerfirma Sanlu, in deren Milchpulver die verbotene Chemikalie Melamin (Triaminotriazin) gefunden wurde. Alle Sanlu-Milchprodukte werden landesweit aus den Geschäften genommen. 700 Tonnen des verunreinigten Milchpulvers sind noch im Umlauf. Das Unternehmen musste die Produktion einstellen.

Wie amtliche Medien am Montag berichteten, ist gegen zwei Täter inzwischen Haftbefehl erlassen worden. Die beiden Brüder hätten eine Milchsammelstation betrieben, die Sanlu täglich mit drei Tonnen gepanschter Milch beliefert habe. Der ältere der Brüder habe gestanden, seit Ende vergangenen Jahres Melamin in die Milch getan zu haben, um den Proteingehalt zu erhöhen. Er habe Verluste gemacht, weil Sanlu seine Milch zuvor mehrmals wegen Qualitätsmängeln zurückgewiesen habe. Die Brüder gehören zu 19 Verdächtigen, die festgenommen worden sind.

Sanlu hat allerdings schon länger von gesundheitsschädlichen Stoffen in seinen Produkten gewusst, ohne die Gefahr aber öffentlich zu machen oder sein Milchpulver zurückzurufen. Die Hintergründe für die Verzögerungen sind unklar. Es gab auch Spekulationen, ob die Behörden den Skandal wegen der Olympischen Spiele und der Paralympics in Peking zunächst vertuschen wollten.

Der neuseeländische Milchkonzern Fonterra, der zu 43 Prozent an Sanlu beteiligt ist, enthüllte, seine chinesischen Partner mindestens einen Monat vor dem jetzt behördlich angeordneten Rückruf gedrängt zu haben, das Milchpulver aus dem Handel zu ziehen. Der Vorstand von Sanlu, in dem drei Fonterra-Vertreter sitzen, wusste demnach mindestens seit dem 2. August von der Gefahr. Fonterra-Chef Andrew Ferrier berichtete im neuseeländischen Wellington, das Unternehmen habe das gesundheitsschädliche Milchpulver daraufhin nur aus dem Vertrieb genommen, aber keine umfassende Rückrufaktion angeordnet. Es habe damit allerdings Anweisungen des Gesundheitsministeriums befolgt.

Die Entdeckung wirft ein neues Schlaglicht auf die mangelnde Sicherheit in Chinas Nahrungsmittelindustrie, die seit Jahren von Korruption und Skandalen erschüttert wird. Die Vorfälle seien ein „Weckruf“, wie wichtig die Qualitätsaufsicht sei, sagte Gao Qiang, Parteichef des Gesundheitsministeriums und Leiter des Krisenstabes. Es ist nicht der erste Skandal mit Babymilch: Vor vier Jahren kamen in der Provinz Anhui 13 Säuglinge ums Leben, weil ihr Milchpulver keinerlei Nährwert hatte. Chinas Gesundheitsministerium hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Behörden in Hongkong, Macao und Taiwan über die aktuelle Gefahr informiert. Nach vorliegenden Informationen wurden das Milchpulver offenbar nur nach Taiwan exportiert, wo ein Teil sichergestellt wurde.

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