Beliebte Partydroge

Mehrheit in Deutschland für Verbot von Lachgas

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Berlin -

Eine große Mehrheit der Erwachsenen unterstützt ein Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige, wie eine Umfrage der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) zeigt. 76 Prozent der Befragten sprechen sich für ein bundesweites Verbot aus, um den wachsenden Konsum unter Jugendlichen einzudämmen. Trotz dieser Unterstützung bleiben die entsprechenden Maßnahmen auf Bundesebene aufgrund politischer Verzögerungen unklar.

Laut einer Forsa-Umfrage der KKH befürworten 76 Prozent der 18- bis 70-Jährigen ein Lachgas-Verbot für Minderjährige; nur 10 Prozent sind dagegen. Auf Social Media, insbesondere auf TikTok, kursieren zahlreiche Videos, in denen Jugendliche Lachgas inhalieren und anschließend einen Lachanfall bekommen. Der Konsum dieser Droge wird unter Heranwachsenden immer mehr zum Trend.

In einzelnen Bundesländern, Kommunen und Landkreisen gibt es bereits ein solches Verkaufsverbot, anderswo ist es geplant. Einige Bundesländer, Städte und Gemeinden arbeiten deshalb mittlerweile an eigenen Regelungen, da die Pläne auf Bundesebene aufgrund des Ampel-Aus derzeit auf Eis liegen. Eine bundesweite Regelung gibt es bisher aber nicht. Im November hatte das Bundeskabinett zwar entsprechende Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf den Weg gebracht. Im Bundestag wurden diese wegen der Neuwahl dann aber nicht mehr umgesetzt. Das Thema wurde aber auch in den laufenden Koalitionsverhandlungen von Gesundheitsexperten von Union und SPD besprochen, sodass es einen Neuanlauf geben könnte.

Gefahren des Konsums

KKH-Präventionsexperte Justin Onyechi warnt: „Die Partydroge ist ein gefährlicher Spaß, der zulasten der Gesundheit geht. Wir müssen Minderjährige unbedingt davor schützen.“ Neben einem Verkaufsverbot hält die KKH auch eine frühe Prävention und Aufklärung für entscheidend, um Jugendliche vor den Gefahren des Konsums zu bewahren. Die KKH sieht es als eine wichtige Aufgabe, Heranwachsende in ihrer psychischen Entwicklung und Widerstandskraft zu stärken, sodass sie sich erst gar nicht zum Konsum von legalen und illegalen Drogen verleiten lassen.

Lachgas sei als weitverbreitetes Treibgas in Spraydosen und Kartuschen problemlos, preisgünstig und legal für jedermann erhältlich, heißt es in einer aktuellen Information der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages. Ein regelmäßiger Konsum könne „schwerwiegende und auch chronische neurologische Störungen nach sich ziehen“ und ein dauerhafter Konsum „zu einer Beschädigung von sensorischen Nerven und damit einhergehenden chronischen Beschwerden wie Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühlen und Problemen des Bewegungsapparates bis hin zum Verlust der Gehfähigkeit führen“.

„Die wenigsten Menschen wissen außerdem, dass sie durch einen regelmäßigen Lachgas-Konsum schwere, möglicherweise auch lebenslange Folgen davontragen können“, betont Onyechi. Dazu zählen schwere neurologische Beeinträchtigungen wie Lähmungserscheinungen und Hirnschäden. Der Experte für Suchtfragen bei Minderjährigen gibt darüber hinaus zu bedenken, dass sich das Risiko einer späteren Abhängigkeit sowie des exzessiven Gebrauchs weiterer Drogen drastisch erhöht, wenn Rauschmittel wie Lachgas bereits im Kindes- und Jugendalter konsumiert werden.

Gesundheitsrisiken und akute Effekte

Lachgas (Distickstoffmonoxid, N₂O) wirkt auf das zentrale Nervensystem, indem es die GABA-A-Rezeptoren aktiviert und die inhibitorische Wirkung verstärkt. Dies führt zu einer sedierenden und schmerzlindernden Wirkung. Gleichzeitig blockiert es NMDA-Rezeptoren, die an der Erregungsübertragung von Nervensignalen beteiligt sind. Dies fördert sowohl die Schmerzlinderung als auch die Beeinträchtigung des Bewusstseins. Zudem regt Lachgas die Freisetzung von Endorphinen und Dopamin an, wodurch eine euphorisierende Wirkung entsteht.

Die kurzfristigen Effekte von Lachgas umfassen auch Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Blutdruckabfall und Ohnmacht. Besonders gefährlich ist die Inhalation von unverdünntem Lachgas, da es den Sauerstoff in der Lunge verdrängt und zum Atemstillstand führen kann. Auch beim direkten Saugen aus der Kartusche besteht eine Verletzungsgefahr: Das Gas dehnt sich beim Entweichen aus und kühlt auf bis zu mehr als minus 50 Grad Celsius ab, was zu Erfrierungen an Lippen, Kehlkopf und Bronchien führen kann.

Obwohl Lachgas in der medizinischen Anwendung weitgehend unbedenklich ist, birgt der Missbrauch gesundheitliche Risiken. Wiederholte Inhalation führt zu einem Mangel an Vitamin B12, der langfristig neurologische Schäden nach sich zieht. Zudem kann übermäßiger Konsum zu Sauerstoffmangel führen und das Risiko von Ohnmachtsanfällen sowie anderen schwerwiegenden Gesundheitsproblemen erhöhen.

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