Mehr Depressionen durch Facebook und Netflix? APOTHEKE ADHOC, 23.07.2019 12:18 Uhr
Der Konsum von sozialen Medien wird vor allem bei Jugendlichen häufig kritisch betrachtet: Eine Studie im Fachjournal JAMA Pediatrics beschäftigte sich nun erneut mit dem Thema. Die Ergebnisse zeigen, dass soziale Medien und Streamingdienste zwar nicht zwingend zu Depressionen führen, jedoch das Risiko erhöhen können.
In den vergangenen Jahren wurde an 31 Schulen in Montreal die bisher größte Studie durchgeführt: Teilnehmer waren insgesamt 3826 Schüler der siebten bis elften Klasse: Zu Beginn der Studie waren sie im Durchschnitt 12,7 Jahre alt. Die Jugendlichen wurden regelmäßig zu ihrem Internetkonsum befragt und füllten ein sogenanntes „Brief Symptoms Inventory“ aus. Dieser Fragebogen fragt Symptome ab, die auf Depressionen hindeuten können wie beispielsweise Einsamkeit, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Ein weiterer Fragebogen, der ausgefüllt wurde ist der „Rosenberg Self-Esteem Scale“, welcher Fragen zum Selbstwertgefühl enthält.
Die vorgestellten Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Zeiten der Jugendlichen vor PC, Handy und Co. differenziert betrachtet werden müssen: Entscheidend ist demnach weniger die Dauer vor dem Bildschirm, sondern eher womit sich die Jugendlichen dort beschäftigen. Besonders einflussreich sind der Studie zufolge lange Zeiten in sozialen Netzwerken: Jede Stunde bei Facebook und anderen Internet-Plattformen war mit einem Anstieg depressiver Symptome verbunden.
Die Erklärung der Wissenschaftler liegt der sogenannten „Upward social comparison-Theorie“ zugrunde: Wer viel Zeit in sozialen Medien verbringt, vergleicht sich ständig mit Anderen. Gegenüber geübten Selbstdarstellern, fühlen sich Jugendliche unter Umständen weniger attraktiv und beliebter. Das Selbstwertgefühl sinkt und es können Depressionen entstehen. Bei vielen kommt es dadurch zu einer Abwärtsspirale, da mit der Depressivität auch die Popularität in den Netzwerken beständig abnimmt.
Die Beschäftigung mit dem Computer im Allgemeinen wird ambivalent betrachtet: Viele Stunden am Computer können laut der Studie zwar ebenfalls ein Zeichen für Depressivität sein, jedoch kann die zunehmende Kompetenz im Umgang mit Hard- und Software durchaus auch das Selbstwertgefühl steigern. Häufiger Fernsehkonsum, unter anderem durch Streamingdienste, war nicht mit einer erhöhten Depressivität verbunden. Jedoch könnten Jugendliche, die häufiger in Serien von Netflix und anderen Streamingdiensten versinken, insgesamt eher gefährdet sein.
Oft sind Ängste und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen nicht leicht zu trennen. Einzelfälle unterscheiden sich häufig im Erscheinungsbild und hängen auch vom Alter ab. Wenn Symptome wie Traurigkeit, Antriebslosigkeit oder leichte Irritierbarkeit jedoch länger als zwei Wochen anhalten und es dafür keinen äußeren Grund gibt, sollte ein Facharzt aufgesucht werden. Eltern sollten nicht zu lange warten, bevor sie sich an Experten wenden.
Die Anzeichen für eine Depression sind bei Kindern ähnlich wie bei Erwachsenen. Zu den Symptomen zählen: Ständige Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Schlaf- und Essstörungen. Ebenso können Konzentrationsstörungen, Aggressivität, Schuldgefühle und ein geringes Selbstwertgefühl können auf die psychische Erkrankung hinweisen. Bei Jugendlichen sind Depressionen besonders kritisch, weil häufig die Ausbildung und Freundschaften vernachlässigt werden.