Infektionskrankheiten

Mehr Aids-Fälle bei Schwulen

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Das HIV-Risiko unter homosexuellen Männern bleibt nach einer neuen Studie in vielen Regionen unkontrollierbar. Unter Männern, die Sex mit Männern haben, breite sich die Epidemie in den meisten Ländern weiter aus – unabhängig vom Wohlstand, schreiben US-Forscher vor dem Start des Welt-Aids-Kongresses am 22. Juli in Washington im Fachjournal „Lancet“.

Hauptgrund sei die sexuelle Praktik des Analverkehrs. Ohne Kondom sei das Risiko einer HIV-Übertragung dabei rund 18 Mal größer als bei ungeschütztem Vaginalverkehr, berichten die Forscher. Weitere Gründe für das hohe HIV-Risiko bei Schwulen seien häufige Partnerwechsel und die wechselnden Rollen beim Geschlechtsakt. Groß sei die Gefahr vor allem bei der empfangenden Position.

Die Übertragungen des Virus hätten aber auch noch eine molekularbiologische Ursache. Unter homosexuellen Männern kämen häufiger gefährlicher Ausprägungen des HI-Virus vor als in anderen Bevölkerungsggruppen. Deshalb empfehlen die Forscher ein Nachdenken darüber, ob antivirale Substanzen bei Schwulen nicht auch zur Prävention und Prophylaxe eingesetzt werden sollten. In den USA war das Medikament Truvada (Emtricitabin/Tenofovir) erst kürzlich zur vorbeugenden Einnahme zugelassen worden.

 

 

In einigen Ländern liege die HIV-Häufigkeit bei homosexuellen Männern bereits über 15 Prozent, schreiben die Forscher. Die höchste Prävalenz gebe es in karibischen Staaten (25 Prozent), Afrika (18 Prozent) und Nordamerika (15 Prozent). Allein in den USA seien die Infektionszahlen bei homosexuellen Männern seit 2001 jährlich um geschätzte 8 Prozent gestiegen. In vielen westeuropäischen Staaten liegt die Prävalenz bei rund 6 Prozent.

Auch in Deutschland ist die HIV-Epidemie nach dem jüngsten Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) nach wie vor am stärksten durch die Entwicklung in der Gruppe homosexueller Männer geprägt. Von 2889 Erstdiagnosen im Jahr 2011 entfielen 1574 auf bekennende Schwule. Die Zahlen gehen nach einem Anstieg bis 2008 zurück – zuletzt um 1,7 Prozent. Von einer Trendwende wollen die RKI-Forscher aber noch nicht sprechen. Innerhalb Europas lägen die Ansteckungsraten in Deutschland dennoch auf einem sehr niedrigen Niveau. „Das spricht für gute Erfolge bei der Prävention“, so ein RKI-Sprecher.

 

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