Medizinstudenten lernen in Apotheke APOTHEKE ADHOC, 16.10.2017 15:02 Uhr
Wie können Ärzte vom pharmazeutischen Fachwissen der Apotheker profitieren? Lässt sich die Arzneimitteltherapie durch eine enge Zusammenarbeit optimieren? Diesen und weiteren Fragen gingen Medizinstudenten in der Magdeburger Adler-Apotheke nach.
Die Betreuung und Behandlung des alternden Menschen steht im Mittelpunkt der Ausbildung von Medizinstudenten des 9. Semesters. Das Institut für Allgemeinmedizin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg koordiniert den Querschnittsbereich „Medizin des Alterns und des alten Menschen“. Dafür kooperieren die Wissenschaftler mit Trägern der ambulanten Versorgung, darunter der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt.
Die ärztliche Ausbildung will nahe bringen, wo alternde Menschen neben den stationären Angeboten noch Begleitung, Beratung und Behandlung erfahren. Zu den neun Exkursionsfeldern gehört die Apotheke. Dafür öffnen die Adler-Apotheke, die Goethe-Apotheke und die Sonnen-Apotheke ihre Pforten bis Ende Januar 2018 für elf Besuche mit jeweils zwei Studenten.
Als erste besuchten Emili Richter und Sarah Brandner die Adler-Apotheke. Sie stellten Fragen zu Arzneimittelabgabe, Schmerzbehandlung, Polypharmazie und Substanzmissbrauch. Ganz im Sinne von Inhaber Gert Fiedler: „Der Behandlungserfolg stellt sich immer dann besonders schnell ein, wenn Arzt und Apotheker an einem Strang ziehen und eine enge Kommunikation untereinander pflegen.“ Bei Fragen rund um das Arzneimittel seien die Apotheker die Experten, dieses Wissen sollten Ärzte ohne Scheu und Vorbehalte nutzen.
Fiedler stellte den Studentinnen die unterschiedlichen Rezeptformulare vor und erklärte ihnen, warum gerade bei Betäubungsmitteln (BtM) ganz besondere Vorgaben gelten. „Ich betreue beispielsweise regelmäßig Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen, die sich in einer Drogenersatztherapie befinden“, sagte er. Der Gesetzgeber habe hier Regeln vorgegeben, um Missbrauch vorzubeugen.
„Wir greifen nicht in die Therapiehoheit der Ärzte ein“, so Fiedler. „Aber gerade bei älteren Menschen oder bei Patienten, die viele unterschiedliche Medikamente einnehmen müssen, ist eine enge Verzahnung im Sinne des Patientenwohls sehr hilfreich.“ Motorisch eingeschränkte Patienten benötigten etwa bei Augentropfen andere Medikamentenverpackungen als junge Menschen, erläuterte Fiedler. „Die Ärzte können nicht den Überblick über alle am Markt befindlichen Packungen und Wirkstoffe haben.“ Es sei Aufgabe der Apotheker, den Menschen mit all seinen Handicaps im Blick zu behalten. So würden er und seine Mitarbeiter häufig mit Wechselwirkungen konfrontiert, die einen schnellen Draht zum verordnenden Arzt benötigten.
„Ich habe mich schon öfter bei Erkrankungen beraten lassen, aber was eine Apotheke noch alles zu leisten hat, davon hatte ich bisher kaum eine Vorstellung“, sagte Emili Richter. Dazu zählte auch die Herstellung spezieller Rezepturen, Wahrscheinlich werde sie als angestellte Ärztin beginnen, meinte Sarah Brandner. Doch helfe die Exkursion ihr, mehr über Medikamente und den Arbeitsalltag der Apotheker und PTA zu verstehen. „So wissen wir viel besser, was wir mit ihnen abstimmen und wie wir mit ihnen zusammenarbeiten können. Davon können unsere Patienten profitieren.“