Arzneimittelabhängigkeit

Medikamentensucht unverändert hoch

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Arzneimittel gehören nach wie vor zu den beliebtesten legalen Suchtmitteln: Etwa 1,5 Millionen Menschen sind abhängig von Medikamenten mit Suchtpotenzial. Vor allem Ältere und Frauen greifen laut dem aktuellen „Jahrbuch Sucht“ zu Medikamenten. Das Spektrum reicht von Schlaf- und Beruhigungsmitteln bis zu Schmerztabletten und Hustensäften.

„Hier sind vor allem die Ärzte in ihrer Verantwortung gefordert: 12 bis 15 Prozent von ihnen verordnen über 50 Prozent der fragwürdigen Mittel“, sagte der Gesundheitsökonom Professor Dr. Gerd Glaeske. Die „stille“ Tablettensucht sei immer noch unterschätzt.

Kritisch sieht Glaeske auch die Psychostimulanzien. Glaeske warnte davor, die anregenden Mittel als „Alltagsdoping“ leichtfertig zu konsumieren und übers Internet von dubiosen Quellen zu bestellen.

Schätzungsweise 9,5 Millionen Menschen waren dem Bericht zufolge 2007 von legalen Suchtmitteln - von Alkohol über Tabak bis hin zum Glücksspiel - abhängig. Trotz eines leichten Rückgangs trinken die Deutschen jährlich immer noch knapp zehn Liter reinen Alkohol pro Kopf - und liegen damit weltweit auf Platz sechs. „Das Konsumniveau ist weiterhin inakzeptabel hoch“, sagte Rainer Gaßmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen.

Während der Konsum der umstrittenen Alkopops nach den Preiserhöhungen unter Jugendlichen von 64 Prozent (2003) auf 45 Prozent (2007) sank, stieg der Anteil der jungen „Rauschtrinker“ dramatisch: Gut ein Viertel der 12- bis 17-jährigen greift laut Jahrbuch mindestens einmal im Monat zu fünf oder mehr alkoholischen Getränken. Nach wie vor sei die Werbung für alkoholische Getränke zu allgegenwärtig, kritisierten die Suchtexperten.

Obwohl immer noch ein Drittel der Männer und knapp ein Viertel der Frauen in Deutschland zur Zigarette greifen, ging der Pro-Kopf-Konsum 2007 auf 1.111 Glimmstängel zurück (2006: 1335). „2008 werden die Zahlen weiter gesunken sein“, sagte Gaßmann mit Blick auf die gesetzlichen Neuregelungen.

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