Naturarzneimittel

Medikamenten-Quellen versiegen

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Der Artenschwund in Tier- und Pflanzenwelt raubt der Menschheit die Schlüssel zur Entwicklung lebensrettender Medikamente. Davor warnt das UN-Umweltprogramm (UNEP) in einer Studie zur Artenvielfalt, die am Mittwoch in Singapur veröffentlicht wurde. „Der Verlust der Lebensräume, Umweltverschmutzung und Klimawandel zehren am Naturkapital des Planeten“, sagte UNEP-Direktor Achim Steiner. Mit dem Artenschwund gehe auch die „medizinische Schatzkiste“ für neue Wirkstoffe verloren.

Das Geheimnis für neue Antibiotika, Krebsmedikamente oder Schmerzmittel sei auch in der Tierwelt zu finden, heißt es in der Studie „Sustaining Life“ von mehr als 100 Autoren. Als Beispiel für einen Arzneistoff aus der Natur führten die Forscher den Wirkstoff Ziconotide, der bei schweren chronischen Schmerzen eingesetzt wird, an. Das Polypeptid ist ein synthetisches Äquivalent des Conotoxins, eines Giftes der Meeresschnecke Conus magus. Viel versprechend für die Therapie der Herzinsuffizienz seien die Pumiliotoxine des in Panama beheimateten Erdbeerfröschchens. Die Alkaloide stärken nach Angaben der Forscher die Kontraktion des Herzmuskels.

Die Wissenschaftler berichten zudem von einem Fall, in dem aussichtsreiche Forschungen wegen des Aussterbens einer Art eingestellt werden mussten: Die Magenbrüterfrösche, die in den 80er-Jahren in Australien entdeckt worden waren, brüteten ihren Nachwuchs im Magen aus. Der Nachwuchs sonderte dort ein Sekret ab, das ihre Zersetzung durch Magensäuren und Enzyme verhinderte. Nachdem erste Untersuchungen die Hoffnung auf ein neues Medikament gegen Magengeschwüre aufkommen lassen hatten, starben die Magenbrüterarten aus, so dass die Studien nicht fortgesetzt werden konnten.

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