Pharmahersteller

Medikamente in der DDR getestet?

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In der DDR haben offenbar viel mehr Bürger als bislang bekannt ohne ihr Wissen an Medikamententests westlicher Pharmahersteller teilgenommen. Nach einem Bericht des MDR-Magazins „Exakt“ haben neben der Berliner Charité auch weitere DDR-Krankenhäuser in den 1980er Jahren klinische Studien durchgeführt.

Die DDR habe sich für die Tests von den Pharmaherstellern bezahlen lassen, berichtet der Sender unter Berufung auf Stasi-Unterlagen. Die Höhe der Zahlungen sei unklar, es könnte sich um mehrere Millionen D-Mark gehandelt haben. Westliche Pharmakonzerne hätten von den Tests profitiert, weil sie bei Fehlschlägen weder ein Haftungsrisiko noch Imageschäden fürchten mussten, so der MDR.

Unter anderem habe der Schweizer Hersteller Ciba Geigy, der heute zu Novartis gehört, im Bezirkskrankenhaus Plauen das Antidepressivum Brofaromin testen lassen. In einigen Fällen seien die Tests tödlich ausgegangen. Auf Nachfrage hieß es bei Novartis, man halte sich bei klinischen Studien an die allgemeinen Zulassungsvorschriften wie die Gute Klinische Praxis. Darüber hinaus könne man zurzeit keine weiteren Auskünfte geben.

Bayer Schering Pharma prüft nach eigenen Angaben zurzeit, ob Schering Studien in der DDR durchgeführt hat. Grundsätzlich sei es allerdings Aufgabe der Prüfärzte, die Patienten über die Studie aufzuklären, sagte eine Unternehmenssprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Bei Roche hieß es, man könne nichts zu den Vorwürfen gegen den Hersteller Boehringer Mannheim sagen, den Roche vor zwölf Jahren übernommen hatte.

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