Massive Betrugsmasche mit Mounjaro: Rückzug bei Rückfragen Katharina Brand, 27.06.2024 15:00 Uhr
Seit Dienstag sind im nördlichen Teil von Rheinland-Pfalz dreiste Rezeptfälscher unterwegs. Sie haben es auf Mounjaro abgesehen. Inhaber Peter Betz aus der St. Anna Apotheke in Nickenich will Kollegen warnen, denn die Gauner waren bereits erfolgreich. Die Kriminalpolizei ermittelt.
„Die Masche ist immer die gleiche: Mounjaro wird telefonisch in verschiedenen Stärken und Packungsgrößen vorbestellt.“ Das Rezept werde dann von einem Herrn eingelöst, der vorgebe, kein Deutsch zu können, so der Eindruck der Apothekerschaft. „Die Rezepte kommen überwiegend aus Köln oder Hildesheim“, weiß Betz. Der Inhaber vermutet, dass es sich hierbei um gestohlene Muster-16-Rezepte handelt.
Bei Rückfragen: Rückzug
Zum Tathergang berichtet der Inhaber, dass seine PTA den Täter in Empfang genommen habe. „Bei der Eingabe ins Kassensystem kam dann der Hinweis zur Erstattungsfähigkeit von Mounjaro.“ In Betz' Fall stand die Diagnose auf der Verordnung; dahingehend wäre das Rezept einwandfrei gewesen.
Dennoch wollte die PTA ihren Chef mit auf das Rezept schauen lassen und teilte dies ihrem Kunden auch mit. Da er fragend dreinblickte, erkundigte sich die PTA, ob er Deutsch verstehe. Er verneinte und entgegnete, dass er nur Russisch spreche. „Für meine Kollegin war das kein Problem, da sie Russisch kann“, berichtet der Apothekeninhaber. Sie erklärte ihm daraufhin erneut die nächsten Schritte.
„Der Herr erklärte, dass das Präparat gar nicht für ihn, sondern für seinen Vater sei. Er würde nur kurz dessen Versichertenkarte aus dem Auto holen.“ Während Betz und die PTA das Rezept in Augenschein nahmen, verschwand der Täter und kehrte auch nicht zurück.
900 Euro Schaden
Betz rief daraufhin die auf dem Rezept angegebene Arztpraxis an – die macht aktuell Urlaub. Andere betroffene Praxen berichten, dass sie das Rezept nicht ausgestellt hätten. „In meinem Fall habe ich auch bei der Krankenkasse angerufen. Es gab bezüglich ähnlicher Fälle bereits mehrere Anrufe. Die Daten seien vollkommen erfunden.“ Neben der DAK sind auf anderen Fälschungen aus dem Umkreis auch andere Kassen hinterlegt.
Allein in seinem eigenen Einzugsgebiet hat Betz durch eine ausgegebene Warnung sieben Apotheken ermittelt, bei denen Mounjaro mit einer ähnlichen Vorgeschichte bereits vorbestellt wurde. „Eine Kollegin rief mich völlig aufgelöst an und erzählte, dass sie am Vorabend das Präparat abgegeben habe. 900 Euro Schaden.“
Sowohl die Kriminalpolizei als auch die Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz sind über die Sachlage informiert. „Das ist in jedem Fall eine größere Sache“, schätzt Betz. „Die versuchen es anscheinend in jeder Apotheke.“