Gutscheine, Geschenke & eigene Lounge

Massage-Sessel für wartende Arzt-Patienten Laura Schulz, 08.06.2024 08:32 Uhr

Die Böttger-Apotheke in der Lutherstadt Wittenberg bietet ihren Kund:innen zusätzliche Angebote – dafür stehen extra Räumlichkeiten zur Verfügung. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Reicht es, sich als Apotheke auf die Abgabe und Beratung zu konzentrieren? Nein, befinden viele Inhaber:innen und bieten beispielsweise pharmazeutische Dienstleistungen an. Hierbei geht es zum einen – wenn auch oft um ein geringes – Zusatzgeschäft, aber eben auch um Kundenbindung. Hier will auch Oliver Bunde, Inhaber der Wittenberger Böttger-Apotheke, seine Apotheke stärken. Mit zahlreichen zusätzlichen Veranstaltungen, wie zum Thema Heilfasten, einer eigenen Lounge, in der auch die Patient:innen des Ärztehauses gern ihre Zeit abwarten, Gutscheinen und Coupons versucht er, die Kund:innen für sich zu gewinnen.

Die Wittenberger Apotheke liegt zwar nahe der Innenstadt, aber etwas abseits. Dafür aber eben mit Ärztehaus. Während der Corona-Pandemie nutzte die Apotheke zusätzlich angemietete Räume im Erdgeschoss des Hauses für eine Teststelle. Seit dem 1. November des vergangenen Jahres haben die Räumlichkeiten einen neuen Zweck: eine Lounge.

Hier können sich die Gäste Kaffee und Tee per Selbstbedienung aus einem aufgestellten Automaten holen und entweder auf ihren Arzttermin warten oder eine Massage genießen. „Hauptumsatzträger in der Lounge ist ein audiovisuelles ‚BrainLight‘-Tiefenentspannungssystem mit einem Shiatsu-Massagesessel in einer Kabine“, erklärt Bunde, der das Ganze initiiert hat. Vor der Kabine gibt es den Warte- oder eben Lounge-Bereich – „allerdings ein sehr gemütlicher, mit bequemen Lounge-Möbeln, entspannender Musik und einer speziellen Raumbeduftung“, so der Inhaber.

Beliebter Massagesessel

Neben den wartenden Patient:innen und Entspannungssuchenden kommen hier beispielsweise auch die Teilnehmer:innen von Bundes Heilfastentreffen zusammen, auch einer Selbsthilfegruppe überlässt den Raum für ihre Treffen. Für seine Heilfasten-Seminare trifft sich der Apotheker mehrmals mit den Teilnehmenden, zum Vorgespräch- und Informationsgespräch, gemeinsam werden Zwischenbilanzen gezogen und natürlich auch abschließende Erfahrungen geteilt.

Noch sieht Bunde aber Luft nach oben für seine Lounge: Es könne und müsse aber auch besser laufen, „was sich durch unsere intensive Werbung aber langsam abzeichnet“, berichtet der Apotheker, der den Standort in seiner Heimatstadt vor etwa sieben Jahren vom damals 78-jährigen Vorbesitzer übernahm. Das Feedback sei aber insgesamt super: „Wer dort war, ist begeistert: Gemütlich, Kaffee schmeckt wirklich hervorragend, Atmosphäre zum Entspannen – und wer den Massagesessel probiert hat, kommt im Regelfall wieder oder kauft 6er-Karten.“

Positive Resonanz auf Veranstaltungen

Braucht er mehr Platz für seine Veranstaltungen, geht es hingegen an den Standort der Universität in Wittenberg. „Das Angebot wechselt ständig, sehr nachgefragte Veranstaltungen wiederholen sich jährlich“ – so zum Beispiel das Heilfasten, an dem der Inhaber auch immer selbst teilnimmt und seine Erfahrungen in den Treffen teilt. Das Angebot an Veranstaltung möchte Bunde auch noch weiter ausbauen – denn sie laufen „hervorragend“. „Es hat sich die Qualität und der Informationsgehalt herumgesprochen.“

Insgesamt versucht der Apotheker seine Kund:innen für Gesundheitsthemen zu begeistern, so hat er beispielsweise auch einen Lauf ins Leben gerufen. „Den jährlichen ‚Wittenberger Lauf in den Herbst‘ als reinen Gesundheitslauf habe ich aus der Taufe gehoben und organisiere ihn regelmäßig für Apothekenkunden und interessierte Wittenberger.“ Hinzu kommen regelmäßige Briefe an Stammkunden mit Geschenk-Coupons und Rabatt-Coupons für Apothekenware und Getränke in der Lounge.

Seine ganzen Bemühungen in Sachen Marketing rechneten sich nicht direkt. Aber: „Ich rechne damit, dass wir Kunden überzeugen können, unabhängig von Arzneimitteln durch Veränderungen in der Lebensweise ihre Gesundheit zu verbessern und damit einen Imagewandel der Apotheke zu erkennen, die damit neben der Medikamentenversorgung ein zuverlässiger Partner in der Gesundheitspflege ist.“ Insgesamt sieht er „keine rosige Zukunft“ für die deutschen Apotheken – ob sich seine Herangehensweise langfristig rechnet, wird sich zeigen.