Es ist das Horrorszenario im Notdienst: Die Apothekerin war nachts alleine, als drei maskierte Einbrecher kamen. Einer der Männer bedrohte die Mitarbeiterin der „Apotheke 403“ in Kiel mit einem Messer.
Die Nacht zu Mittwoch wird der Apothekerin lange in Erinnerung bleiben. Während sie den Nachtdienst versah, hebelten die Täter von ihr unbemerkt die Schiebetür auf. Als sie die drei Männer dann hörte und ihnen entgegentrat, wurde sie bedroht. Schließlich flüchteten die Maskierten mit einem „geringen Geldbetrag“. Die Polizei sucht jetzt Zeugen, die zur Aufklärung des Falles beitragen können.
Die Apothekerin blieb zum Glück unverletzt. Ihre Angaben zufolge sind die Täter alle zwischen 170 und 175 cm groß. Sie trugen dunkle Oberbekleidung und sprachen Deutsch. Einer der Männer trug ein blaues Halstuch mit weißem Muster und eine Kapuze. Einer der Männer trug ein Cap.
Immer wieder werden Apotheken während des Nachtdienstes überfallen, so auch die von Ferdinand Gabriel aus Neu-Anspach im hessischen Hochtaunuskreis. Innerhalb weniger Tage wurden er und seine Mitarbeiter in diesem Jahr zweimal Opfer von bewaffneten Raubüberfällen. In einem Fall wurde der Täter gefasst – und sofort wieder freigelassen. Der empörte Apotheker sandte einen Hilferuf an die örtliche Politik und schützt seine Mitarbeiter seitdem mit Panic Rooms.
Gabriel betreibt drei Apotheken und zieht Bilanz: „Im Februar hatten wir zwei Einbrüche in der Kleeblatt-Apotheke und einen Einbruchsversuch während des Nachtdienstes. Allein in den Jahren 2015 und 2016 wurde dreimal in meiner Apotheke im Ärztehaus eingebrochen. In der Zeitung habe ich gelesen, dass die ‚erfasste Kriminalität‘ in Deutschland deutlich rückläufig sei. Auf Neu-Anspach trifft das augenscheinlich nicht zu.“
In den vergangenen 30 Jahren hat der Apotheker sein eigenes Sicherheitskonzept entwickelt. „Wir rüsten sicherheitstechnisch auf, das kostet viel Geld. Wir haben Alarmanlagen und Videoüberwachung installiert.“ Die Notdienst-Zimmer seiner drei Apotheken hat er zu Panic Rooms umfunktioniert. „Die Tür sieht von außen unscheinbar aus. Sie ist aber so konstruiert, dass ein Täter rund eine halbe Stunde brauchen würde, um in den Raum zu kommen.“ Darin sollen Mitarbeiter, die bedroht werden, flüchten und die Polizei informieren. An der Einrichtung der Zimmer wurde nichts verändert.
„Die Tür ist so schwer, dass man zwei Männer braucht, um sie zu tragen. Sie verschließt sich im Ernstfall auf der Griff- und Bandseite, Streben verhaken sich mit der Zarge.“ Dann ist der Mitarbeiter für eine gewisse Zeit zuverlässig geschützt und der Einbrecher gibt hoffentlich auf oder wird im Idealfall von der Polizei gestellt. Seine Mitarbeiter haben angesichts der aktuellen Sicherheitslage in Neu-Anspach mittlerweile Angst vor den Notdiensten. „Der Täter des Überfalls in einer weiteren Apotheke im Ort wurde gefasst und ist geständig. Er hatte eine Angestellte mit einem Messer bedroht. Da er einen festen Wohnsitz hier hat und seine soziale Perspektive nicht gefährdet werden soll, wurde er sofort wieder auf freien Fuß gesetzt“, sagt der Apotheker. Laut Auskunft der Kriminalpolizei sei es nicht ausgeschlossen, dass er auch für den jüngsten Überfall auf die Kleeblatt-Apotheke verantwortlich ist.
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