Masken aus dem Kondomautomaten Alexandra Negt, 03.10.2020 13:50 Uhr
Apotheker Tobias Schlosser hat das Angebot des nostalgischen Kondomautomaten geändert. Bisher standen vier verschiedene Kondome zur Auswahl. Seit Mai können Passanten auch einen Mundschutz erwerben. Der Automat hängt gegenüber der St. Jakobs Apotheke im bayrischen Wasserburg am Inn. Das Angebot spricht sich schnell herum – der Apotheker muss regelmäßig auffüllen.
Die Idee für die Umfunktionierung des Kondomautomaten kam Apotheker Tobias Schlosser an einem Sonntag, an dem er selbst ohne Maske an der Tankstelle stand – er hatte sie vergessen. Ohne Schal und sonstige Mund-Nasen-Bedeckung zückte Schlosser den Apothekenschlüssel und holte sich einen Mundschutz aus der Offizin. „Doch das kann ja nicht jeder so machen. Und bei uns hier auf dem Land ist die nächste Apotheke mit Notdienst oft 20 km weit entfernt“, erzählt Schlosser. So war die Idee des 24-Stunden-Verkaufs über den Kondomautomaten geboren.
Die Nachfrage sei groß. „Manchmal komme ich mit dem Auffüllen kaum hinterher.“ Alles startete im Mai. Zu dem Zeitpunkt verkaufte Schlosser ausgeeinzelten Einmalmundschutz. „Zu Beginn hatten wir keine anderen Masken, die wir anbieten konnten. Der Preis von 3 Euro pro Einmalmundschutz war im Mai vielleicht noch gerechtfertigt, aber später sind die Preise ja auch wieder runter gegangen, sodass wir auf ein wiederverwendbares Modell umgestiegen sind.“ Schlosser wollte sich mit der Idee nicht finanziell bereichern, sondern den Einwohnern und Touristen von Wasserburg helfen, wenn sie die Maske vergessen hatten. Zu den regulären Öffnungszeiten der Apotheke fand der Maskenverkauf weiterhin primär in der Offizin statt.
Der Kondomautomat sieht nostalgisch aus und bietet vier verschiedene Wahlmöglichkeiten. „Ich habe mich mit dem Automaten und seiner „Programmierung“ auseinandergesetzt. Ich hatte gar keine andere Möglichkeit, als die Maske für 3 Euro anzubieten. Eine andere Preisgestaltung gab der Automat nicht her“, schmunzelt Schlosser. Auch bei der Bezahlung lässt das Gerät nur Ein- und Zweieurostücke, sowie 50-Centstücke zu. Der Automat hängt direkt gegenüber vom Eingang der St. Jakobs Apotheke an einer Hausfassade.
Um die Ausgabe der Masken zuverlässig zu gewährleisten, musste Schlosser sich etwas einfallen lassen. „Damit der Automat mit dem Produkt zurechtkommt, muss die Maske in einen Umkarton überführt werden, der die gleichen Maße wie der Umkarton der Kondome aufweist.“ Hierfür ließ sich der Apotheker blanko Schachteln anfertigen. Bevor der Automat also aufgefüllt werden kann, müssen die Schachteln gefaltet und bestückt werden.
Schlosser findet das Prinzip gut und sieht Potenzial für die Zukunft. „In München sieht man stellenweise schon Automaten, die vor der Apotheke platziert auch außerhalb der Öffnungszeiten freiverkäufliche Waren anbieten.“ Hierzu gehören beispielsweise Artikel aus der Wundversorgung, Hygieneartikel oder eine Sonnencreme. „Gerade hier in den eher ländlichen Regionen könnten Kunden sowie auch Apotheken von diesen Automaten profitieren. Denn, was längere Öffnungszeiten angeht, so ist das gerade auf dem Dorf oft eine Gradwanderung.“ Schlosser erzählt von einem hohen Tourismusaufkommen in der Region. Die Besucher benötigen vor allem am Wochenende Produkte wie Blasenpflaster, Sonnenschutz und Salzlutschtabletten.
Aktuell ist er zu diesem Thema mit einigen Firmen in Gesprächen. „Hier in Bayern sind die meisten Automatenbauer auf Eierautomaten spezialisiert. Das entspricht natürlich nicht meinen Anforderungen.“ Generell sei alles möglich, doch die individuelle Konzeption würde viel Zeit in Anspruch nehmen, auch weil die Platzierung vor der St. Jakobs Apotheke gut geplant werden müsse. Die Außenmaße dürften eine gewisse Größe nicht überschreiten, sonst könnte es zu Stellproblemen kommen. „Aber ich arbeite daran und würde mir einen solchen Automaten auch vor meiner Apotheke wünschen. Dann sind die Touristen auch am Wochenende mit Blasenpflastern, Meerwassernasenspray & Co. versorgt.“