Nach einem Masernausbruch in einem Ankunftszentrum für Asylbewerber in Berlin-Reinickendorf müssen betroffene Bewohner zum Teil bis zu drei Wochen in Quarantäne bleiben. Für nicht geimpfte Asylbewerberinnen und Asylbewerber in den Unterkünften gilt eine Masernimpfpflicht, erklärte der Amtsarzt von Berlin-Reinickendorf, Patrick Larscheid, der Deutschen Presse-Agentur. Das gleiche gelte für Angestellte. Allerdings entfalte die Impfung erst nach drei Wochen ihre schützende Wirkung.
„Die, die geimpft sind und bei denen die Impfung mindestens drei Wochen her ist, die werden wir aus der Quarantäne entlassen“, sagte Larscheid. Die Bewohner könnten daher nach und nach raus, Geimpfte mit einem ausreichenden Schutz schon ab sofort. Die Impfquote unter den Geflüchteten sei allerdings sehr schlecht.
Bereits am Wochenende hatte es Larscheid zufolge den Verdacht auf eine Infektion gegeben. Rund 600 Menschen leben in dem betroffenen Gebäude. Am Montagnachmittag sei die Laborbestätigung gekommen – zwei Kinder haben sich infiziert. Seitdem gilt Quarantäne und Maskenpflicht. Das Dienstgebäude und drei weitere Unterkünfte auf dem Gelände sind Angaben des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten zufolge nicht von der Quarantäne betroffen.
Wie verhältnismäßig ist eine Quarantäne von 600 Menschen bei zwei Infektionen? „Auf den ersten Blick klingt das übertrieben, könnte man denken“, sagte Larscheid. Allerdings seien die Masern eine „sehr bedrohliche Infektionskrankheit“ und „keineswegs harmlos“. „Jeder dritte Erkrankte erleidet eine schwere Komplikation“, erklärte der Arzt – zum Beispiel eine Mittelohrentzündung oder eine Lungenentzündung. Bei etwa einem von 1000 Erkrankten kommt es nach Angaben des Robert Koch-Instituts zu einer Gehirnentzündung.
„Natürlich ist das eine freiheitsentziehende Maßnahme“, sagte der Amtsarzt in Bezug auf die Quarantäne. Die Situation sei belastend, allerdings seien die Bewohner nicht im Gebäude eingesperrt. In einem bestimmten Bereich könnten sie sich auch draußen aufhalten.
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