Der Krieg in der Ukraine hält die Welt in Atem. Die Hilfsangebote vor Ort und von außerhalb sind groß. Der Verein „Apotheker Helfen“ ist aktuell auf der Suche nach einer Einsatzkraft, welche das Lager in der Grenzregion Radymno unterstützen soll. Geschäftsführer Dr. Andreas Wiegand erklärt, worauf sich Apotheker:innen vor Ort einstellen müssen.
Gemeinsam mit „LandsAid“ führt „Apotheker Helfen“ den Hilfseinsatz in der Ukraine durch. „Unser Ziel ist es die Gesundheitsversorgung in der Ukraine aufrechtzuerhalten, soweit es die Umstände des Krieges zulassen“, erklärt der Verein. „Hierzu beschaffen wir Arzneimittel, Medizinprodukte und andere Hilfsgüter.“ Im polnischen Lager an der Grenze zur Ukraine werden die Hilfsgüter koordiniert und von dort aus an die Bestimmungsorte transportiert.
Nun wird nach Unterstützung gesucht: „Es bedarf Einsatzkräfte vor Ort, die sachgerecht mit Arzneimitteln und Medizinprodukten umgehen, Plausibilitätsprüfungen vornehmen können und für eine Sicherstellung ordnungsgemäßer Lieferung sorgen.“ So müsse bei Anfragen beispielsweise geprüft werden, ob die Art der benötigten Arzneimittel zur Einrichtung passe. Oft sei auch die benötigte Menge an Verbandstoffen oder Medikamenten unklar. Anhand der Bettenanzahl einer Klinik und weiteren Faktoren muss dann entschieden werden, welche Menge sinnvoll ist und wie die Hilfsgüter verteilt werden, erklärt Wiegand.
„Beim Einsatz geht es vor allem um Kenntnisse und Erfahrungen in der Logistik und Koordination von Projekten. Ziel der Reise ist es, in enger Abstimmung mit beiden Organisationen, die Bedarfe von Gesundheitseinrichtungen abzugleichen und eine Belieferung aus dem Lager heraus zu organisieren.“ Apotheker:innen mit Erfahrung im Krankenhausbereich könnten hier einen Vorteil haben, vorausgesetzt wird dies jedoch nicht.
Denn bei der Arbeit vor Ort müssen sich Apotheker:innen auch auf andere Besonderheiten einstellen: „Die Arbeitsbedingungen sind anders als hier – es gibt keinen schönen Schreibtisch, es ist kühl und auch die Unterkunft muss häufiger gewechselt werden“, meint Wiegand. „Die Lebensumstände sind auch für Helfer herausfordernd. Man muss seine Komfortzone verlassen.“
Wer den Einsatz unterstützen will, müsse den schwierigen Spagat zwischen Empathie und Selbstabgrenzung schaffen. „Auch wenn die Menschen um einen herum in Panik verfallen, muss man Herr seiner Sinne bleiben“, erklärt Wiegand. Außerdem führe die Sprachbarriere häufig zu Problemen, die es zu lösen gilt. Besonders geeignet seien daher Menschen, die bereits einen Einsatz durchgeführt haben oder entsprechend geschult sind.
Bislang hätten sich noch nicht viele auf das Gesuch gemeldet. Wiegand rechnet jedoch damit, dass sich das noch ändert. „Man muss sich darüber ja erstmal Gedanken machen und es gegebenenfalls auch mit dem Chef besprechen.“ Denn auch Wiegand weiß, dass die Apotheken in Deutschland aktuell unter starken Belastungen – unter anderem aufgrund von Omikron-Ausfällen im Team – leiden. Mitarbeiter:innen zu entbehren, könne daher aktuell schwierig sein.
Wer sich zum Einsatz berufen fühlt, kann sich direkt mit dem Verein in Verbindung setzen. Die Ausreise soll sehr zeitnah erfolgen, der Einsatz ist zunächst auf rund zwei bis vier Wochen angesetzt. Transport, Unterkunft und Verpflegung vor Ort, Auslandsreisekrankenversicherung und Unfallversicherung werden von „Apotheker Helfen“ getragen.
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