„Man muss es den Jungs so schwer wie möglich machen“ APOTHEKE ADHOC, 22.11.2018 13:59 Uhr
Du liegst im Bett und schläfst – da reißt dich ein Anruf der Polizei aus deinen Träumen. Als Apotheker ist man dann gleich hellwach und ahnt, was passiert ist. In der Nacht zu Mittwoch bekam Apotheker Ingo Schütt aus Schortens in Niedersachsen so einen unerfreulichen Anruf. Einbruch, Tür kaputt, 120-Kilo-Tresor weg.
„Das war kein Einzeltäter. Mit drei Leuten bekommt man so einen Tresor ganz gut weggetragen“, sagt Schütt. Es war bereits der zweite nächtliche Einbruch innerhalb eines Jahres. „Vom Ablauf her war es ähnlich, ich glaube deshalb, dass es dieselben Täter waren. Eine aufmerksame Anwohnerin, die morgens um fünf Uhr mit ihrem Hund Gassi ging, bemerkte, dass die Tür zum Hintereingang offen stand. Sie hat sofort die Polizei benachrichtigt.“
Die Eingangstür der Mühlen-Apotheke war aufgehebelt. „Da haben sie zum Glück nicht viel kaputtgemacht. Sie haben ganz konkret den Medizinschrank gesucht und entwendet“, sagt der Apotheker. Grundsätzlich bewahrt er im Safe kein Bargeld darin auf, sondern nur Medikamente, die laut Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) dort hingehören. „Der Safe war vorschriftsmäßig in der Wand gesichert. Aber wenn jemand mit dem Stemmeisen kommt, können Sie sichern, so viel sie wollen.“ Der Schaden liegt bei rund 6000 Euro. Der Wert der gestohlenen Medikamente – darunter Fentanylpflaster, Morphintabletten, injizierbares Morphin und Tilidin – beträgt rund 2500 Euro.
Meistens wissen Apotheken-Einbrecher genau, wonach sie suchen. Die Polizei warnt trotzdem vorsorglich: „In dem Geldschrank waren Medikamente, bei denen es sich um Morphine handelt“, sagt Andrea Papenroth, Pressesprecherin der Polizeiinspektion Wilhelmshaven. „Diese Schmerzmittel fallen unter das Betäubungsmittelgesetz, sodass wir dringend vor der unkontrollierten Einnahme warnen!“ Die gestohlenen Medikamente können unter anderem Wahrnehmungsstörungen, Tremor oder epileptische Krampfanfälle auslösen.
Der Betrieb der Mühlen-Apotheke wurde durch den Einbruch glücklicherweise nicht gestört. „Wir könnten pünktlich um 8 Uhr öffnen“, sagt Schütt. Da hatte die Spurensicherung ihre Arbeit bereits erledigt und das Team sich vom ersten Schrecken erholt. „Nach dem ersten Einbruch vor einem Jahr habe ich mich von der Polizei in Sicherheitsfragen beraten lassen“, erzählt der Apotheker. „Wenn die Täter die Tür nur aufschieben, ist der Schaden zum Glück nicht so groß.“
Schlimmer sähe es aus, wenn sie auf die Idee kämen, mit dem Auto in die Apotheke zu fahren. „Unsere Automatiktür ist jetzt mit Bolzen gesichert, ich denke aber über zusätzliche Maßnahmen nach. Bisher haben wir keine Alarmanlage, auch darüber werde ich noch einmal nachdenken. Man muss es den Jungs, falls sie wiederkommen, noch schwerer machen.“ So schwer wie möglich.
Der größte Schaden entsteht laut Sicherheitsexperten häufig, weil die Einbrecher auf der Suche nach Bargeld alles verwüsten – oder randalieren, wenn sie nichts finden. Ein beliebter Trick unter Apothekern: Der Großteil des Bargelds wird abends zur Bank gebracht. Ein bisschen Bargeld bleibt vor Ort, die Kassen bleiben geöffnet. Theorie: Die Einbrecher denken sich, dass ein paar hundert Euro besser sind als gar nichts und kommen nicht auf die Idee, alles kurz und klein zu schlagen.