Während überall in Deutschland Apotheken schließen müssen, hat sich Christine Bettendorf dazu entschieden, eine Apotheke auf dem Land zu übernehmen. Ganz ohne Bedenken war die Entscheidung nicht – dennoch wagte die junge Apothekerin den Schritt in die Selbstständigkeit und ist froh darüber.
Nachdem Bettendorf bereits einige Jahre als angestellte Apothekerin in Bayern gearbeitet hat, entstand bei ihr der Wunsch nach einer eigenen Apotheke. Durch eine Schwangerschaftsvertretung konnte Bettendorf bereits für einige Zeit erste Erfahrungen als Filialleitung sammeln, was sie in ihrem Vorhaben bestärke. In dieser Zeit lernte sie sowohl das städtische wie auch das ländliche Apothekentreiben kennen.
„Ich finde auf dem Land bleibt einfach mehr Zeit für den Kunden und den persönlichen Bezug“, findet Bettendorf. Doch eine eigene Apotheke zu „finden“ war gar nicht so leicht. „Viele Apotheken wurden bereits von jungen Kollegen und Kolleginnen übernommen, andere sind im Familienbesitz, wo die Tradition weitergeführt wird“, berichtet sie. Durch Zufall sei sie dann auf die Wald-Apotheke in Schönberg gestoßen.
Die Vorinhaberin kannte Bettendorf bereits durch pharmazeutische Treffen im Umkreis. Als sie bei der Apothekerkammer inserierte und einen Nachfolger suchte, ergriff Bettendorf die Chance. „Ich hatte dann glücklicherweise die Gelegenheit bereits seit August in der Apotheke zu arbeiten.“ So konnte sie Stück für Stück in die Abläufe hereinwachsen und bereits eine Bindung zur Kundschaft aufbauen. „Ich bin wirklich sehr gut aufgenommen worden, das hat mir sehr geholfen“, freut sich die Apothekerin. „Ohne die Unterstützung meines Teams hätte das alles gar nicht so gut geklappt.“ Seit Januar hat Bettendorf die Leitung der Apotheke übernommen.
Doch nicht immer war sich Bettendorf in ihrer Entscheidung sicher. „Natürlich waren ab und zu schon Zweifel da“, gibt sie zu. Vor allem die politischen Rahmenbedingungen und die wachsende Bürokratie seien Anlass zur Sorge. „Aber man muss auch mal mutig sein!“, so die Inhaberin. Ansonsten würde sich die Apothekenwelt nicht weiterentwickeln. „Vieles ist schon frustrierend, aber man darf sich einfach nicht unterkriegen lassen.“ Dennoch hätten verschiedene Schwierigkeiten bei der Übernahme sie dann und wann kurz zweifeln lassen.
Bettendorf freut sich darüber, eine ländliche Apotheke leiten zu dürfen. Auch zur Vorvorgängerin pflegt sie Kontakt und konnte einige Details aus der Vergangenheit der Apotheke in Erfahrung bringen. Die Wald-Apotheke in Schönberg ist die älteste im Gebiet des früheren Landkreises Grafenau. Genehmigt wurde sie bereits 1808, erst 1824 wurde sie jedoch eröffnet. Nach verschiedenen Übernahmen wurde eine Apothekerfamilie Eigentümer. Nun darf Bettendorf sie ihr Eigen nennen. „Ich bin schon stolz eine Apotheke mit so langer Tradition leiten zu dürfen“, freut sie sich. Doch der Personalmangel ist auch bei ihr weiterhin Thema: „Aktuell bin ich die einzige Apothekerin und wir haben alle sechs Tage Notdienst.“ Langfristig wünscht sich Bettendorf daher noch Unterstützung.
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