COPD trifft meist Raucher dpa, 20.07.2016 10:36 Uhr
Täglich 20 Zigaretten – zieht man das über Jahre hinweg durch, geht einem irgendwann die Puste aus. Bemerkbar macht sich das zum Beispiel beim Treppensteigen oder bei körperlicher Betätigung. Treten auch Atembeschwerden auf, dann kann man das nicht immer auf mangelnde Fitness oder auf das Alter schieben. Husten Betroffene auch noch häufig und leiden zudem des Öfteren an Atemwegsinfektionen, dann sollten sie einen Arzt aufsuchen. Denn dahinter könnte die Lungenkrankheit COPD stecken.
Die Krankheit kennen viele nicht. Dabei haben nach Angaben der Deutschen Atemwegsliga allein in Deutschland bis zu fünf Millionen Menschen COPD. Weltweit sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 64 Millionen Menschen betroffen. Die WHO schätzt, dass COPD bis 2030 weltweit zu den dritthäufigsten Todesursachen zählen wird – eine Krankheit also, die keineswegs unterschätzt werden sollte.
Die Abkürzung COPD steht für die englische Bezeichnung der Lungenkrankheit: chronic obstructive pulmonary disease. Das heißt: Die Lunge ist chronisch erkrankt, weil die Atemwege entzündet und dauerhaft verengt (obstruktiv) sind und die Lunge schneller altert. „Eine Heilung ist nicht möglich, ein rasches Fortschreiten der Erkrankung kann aber oft verhindert werden“, sagt Prof. Gerhard W. Sybrecht. Er ist Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Lungenstiftung.
Vor allem Raucher, aber auch Passivraucher können erkranken. Menschen, die zum Beispiel am Arbeitsplatz regelmäßig Luftschadstoffen ausgesetzt sind, gehören ebenfalls zu den Risikogruppen. In sehr seltenen Fällen kann COPD genetisch bedingt sein. Bei der Erkrankung bahnen sich Nikotin oder andere Schadstoffe ihren Weg über Nase und Mund ins Körperinnere. Dort können sie die Flimmerhärchen der Schleimhaut in den Atemwegen zerstören.
Die Folge kann eine chronisch-obstruktive Bronchitis sein. Hinzu kommt oft ein Lungenemphysem. Hierbei handelt es sich um eine überblähte Lunge. Sie bildet sich, weil die Wandstruktur der Lungenbläschen zerstört ist und dadurch die Lufträume erweitert sind – eine Entwicklung, die unumkehrbar ist.
„Ein Problem ist, dass Patienten häufig erst dann zum Arzt gehen, wenn Beschwerden überhandgenommen haben“, erklärt der Ulmer Internist für Lungen- und Bronchialheilkunde Dr. Michael Barczok. Er ist auch Pressesprecher des Bundesverbands der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner. „Dann ist aber oft schon viel Lungengewebe unwiederbringlich zerstört.“
Beschwerden wie ständiges Husten und Atemnot sollten so früh wie möglich medizinisch abgeklärt werden. „Viele haben COPD und wissen es nicht“, sagt Sybrecht. Patienten sollten daher beim regelmäßigen Gesundheits-Check-Up darauf achten, dass eine Lungenfunktions-Überprüfung vorgenommen wird. Zeigen sich bei dieser Untersuchung Auffälligkeiten, sollte der Hausarzt den Betroffenen an einen Lungenfacharzt – zum Pneumologen – überweisen.
Dort folgen diverse Untersuchungen, um zur sicheren Diagnose COPD zu kommen. Bei der sogenannten Spirometrie etwa wird das Atemvolumen gemessen. Bei der sogenannten Bodyplethysmografie geht es darum, den Atemwiderstand und die Lungenkapazität zu bestimmen. Mitunter werden noch weitere Untersuchungen durchgeführt. „Das kann etwa ein Belastungs-Test sein“, erläutert Sybrecht. Damit kann der Arzt herausfinden, ob möglicherweise ein erhöhter Lungendruck zu einer Belastung des rechten Herzens führt.
Steht die Diagnose COPD fest, dann sollten Raucher vor allem eins tun: ab sofort auf Inhalationsrauchen verzichten. „Damit sinkt das Risiko einer akuten Verschlechterung der Lungen- und Atemwegsfunktionen“, erklärt Barczok. Regelmäßig müssen zudem Medikamente angewendet werden, die Atembeschwerden lindern. Diese Arzneien werden inhaliert. So gelangen die Wirkstoffe unmittelbar in die Atemwege und Lunge und können dort wirken.
„Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Inhalationssystemen, die sich in der Bedienung voneinander unterscheiden“, erklärt der Fürther Pneumologe Professor Heinrich Worth. Er ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Atemwegsliga. Den Umgang mit dem auf individuelle Begebenheiten angepassten Inhalationssystem lernen Betroffene bei einer Patientenschulung. „Eine Teilnahme ist sehr wichtig, um mögliche Anwenderfehler zu vermeiden“, betont Worth.
Neben der richtigen Inhalationstechnik werden Betroffenen bei der Schulung unter anderem die Grundlagen der Atemtherapie vermittelt. Thema sind auch Selbsthilfemaßnahmen, wenn sich der Zustand verschlechtert und der Betroffene schneller als üblich außer Atem gerät. Patientenschulungen finden in aller Regel in kleinen Gruppen von maximal zehn Personen statt.
Wichtig ist auch, Sport zu treiben. „Viele meiden aus Angst vor Atemnot oft körperliche Aktivitäten“, sagt Barczok. Durch Bewegungsmangel nehmen aber Muskelmasse und Muskelkraft ab. Dadurch sinkt die körperliche Belastbarkeit.
Das führt letztendlich auch zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion. „Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sollten Betroffene gezielte Sport- und Bewegungstherapie in Lungensportgruppen machen“, rät Worth.