Geschmuggelte Arzneimittel

Lunapharm trickste bis zum letzten Transport

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Berlin -

In der Affäre um den Brandenburger Pharmahändler Lunapharm gerät Diana Golze (Die Linke), Gesundheitsministerin des Landes, immer stärker unter Druck. Nach der gestrigen Kabinettsitzung stellte sich Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) nur noch eingeschränkt hinter Golze. Derweil wurden neue Einzelheiten bekannt: Auch beim letzten, von der Polizei abgefangenen Transport hat Lunapharm offenbar getrickst. Außerdem melden sich frühere Mitarbeiter der Arzneimittelaufsicht mit deutlicher Kritik an den Zuständen im LAVG und Ministerium.

„Wir erwarten von der Ministerin – wie es angekündigt worden ist –, dass alle offenen Fragen beantwortet werden und dass das Vertrauen der Menschen in die Sicherheit der Medikamente wiederhergestellt wird“, sagte Woidke nach einer Kabinettssitzung in Potsdam. Dort musste Golze Stellung zum Versagen ihrer Arzneimittelaufsicht beim Pharmahändler Lunapharm nehmen. Unklar ist nach wie vor, ob die mutmaßlich gestohlenen Medikamente wegen möglicher falscher Lagerung noch wirksam waren. Golze habe in der Sitzung eingeräumt, dass es auch in der Verwaltung eine ganze Reihe von Fehlern gegeben habe, berichtete Woidke. Auf Nachfrage stellte sich der Regierungschef nur noch eingeschränkt hinter seine Ministerin.

Unterdessen wurde bekannt, dass der unter Hehlereiverdacht stehende Medikamentenhändler Lunapharm offenbar bis zuletzt getrickst hat. Das hat die Prüfung des letzten, von den Behörden vor fast zwei Wochen gestoppten Medikamententransports ergeben. Am 20. Juli hatte das Landesgesundheitsamt (LAVG) dem Unternehmen die Betriebserlaubnis entzogen. Bei der Inspektion am selben Tag fiel allerdings auf, dass wenige Stunden zuvor ein Transport in Richtung Bayern gestartet war. Der Transport wurde von der Polizei gestoppt. Nun hat das Gesundheitsministerium gegenüber dem Berliner „Tagesspiegel“ das vorläufige Ergebnis der überprüften Ware vorgelegt: Die Transportpapiere passen nicht zur Ware. Die ohnehin mit Lunapharm befasste Staatsanwaltschaft Potsdam wurde informiert.

„Die Aufsichtsbehörden aus Bayern haben erhebliche Abweichungen zwischen dem Lieferschein und der tatsächlich transportierten Ware festgestellt“, sagte eine Ministeriumsprecherin dem Tagesspiegel. Dies sei „ein weiterer Beleg dafür, dass die Zuverlässigkeit der Geschäftsführung“ von Lunapharm „nicht gegeben zu sein scheint“. Ob Lunapharm bei dem Transport illegal Medikamente gehandelt hat und ob es gestohlene Hehlerware aus Griechenland war, könne derzeit „nicht sicher beantwortet werden“.

Gefunden worden seien bei dem von den Behörden gestoppten Transport verschiedene Präparate, die aus verschiedenen EU-Ländern, aber auch aus Griechenland stammen. Es lägen „keine Erkenntnisse vor“, ob die Mittel wirksam sind. Es handle sich teils um Krebsmedikamente, reimportiert aus Griechenland, über Litauen geliefert und von Lunapharm umverpackt. Wohin der Transport gehen sollte, ist nicht bekannt.

In der Kritik steht insbesodere die vom Gesundheitsministerium zu beaufsichtigende Kontrolle der 68 in Brandeburg ansässigten Arzneimittelbetriebe durch das LAVG. Bei APOTHEKE ADOC melden sich ehemalige Mitarbeiter, die auf jahrelange Missstände hinweisen. Danach soll die für Arzneimittel zuständige Abteilungsleiterin, Dr. med. Gabriele Ellsäßer, ihre Amtsführung sehr eigenmächtig interpretiert haben.

Weil zwei der drei im LAVG noch vorhandenen Apotheker aktuell für die Telefonhotline eingesetzt würden, sei die Regelüberwachung der Betriebe zum Erliegen gekommen, heißt es. Derzeit werden neue Apothker für die GMP-Inspektion gesucht. Bis neue Apotheker dafür eingearbeitet seien, vergingen weitere zwei Jahre. Bis dahin sei in Brandenburg keine wirksame Kontrolle der Betriebe gegeben. Auch im Gesundheitsministeriumm gebe es derzeit keinen Pharmazeuten.

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