Lunapharm: Ministerium räumt Fehler ein – Rückruf gestartet dpa/APOTHEKE ADHOC, 18.07.2018 16:57 Uhr
Das Brandenburger Gesundheitsministerium hat Fehler und Versäumnisse im Umgang mit dem Brandenburger Pharmahändler Lunapharm eingeräumt, der möglicherweise gestohlene und gefälschte Krebsmedikamente vertrieben haben soll. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum nicht früher gehandelt wurde“, sagte Sozialministerin Diana Golze (Linke). Bis heute habe der Pharmahändler eine Betriebserlaubnis.
Nach dem bekannt gewordenen Verdacht des Handels mit mutmaßlich gestohlenen Arzneimitteln gegen Lunapharm hat das Gesundheitsministerium Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft beantragt, hieß es gestern. Allerdings lag das Material noch nicht vor, sagte Marina Ringel, die Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Einzelne Unterlagen sollen bis zum Wochenende zur Verfügung gestellt werden. „Diese werden wir gründlich prüfen“, so die Sprecherin.
Ein Rückruf der vermutlich etwa 700 ausgelieferten Packungen des Medikaments wurde am Montagabend veranlasst. Bislang fehlen Angaben des Händlers, wohin die Ware ging. Personelle Konsequenzen für sich schloss die Ministerin aus. Die oppositionellen Grünen und die CDU im Landtag wollen für nächste Woche einen Sondersitzung des Gesundheitsausschusses einberufen.
Das ARD-Magazin „Kontraste“ hatte über Geschäfte des mit einer griechischen Apotheke berichtet, die möglicherweise gestohlene Medikamente verkaufte. Das Ministerium solle davon schon länger gewusst haben, hieß es.
„Wir können heute nicht genau sagen, ob die Medikamente gesundheitsgefährdend waren oder nicht», sagte Staatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt. Die besonders sensiblen Medikamente hätten mit den Mitteln des Landeslabors Berlin-Brandenburg nicht ausreichend geprüft werden können.
Nach eigenen Angaben war das Ministerium im Dezember 2016 darauf aufmerksam gemacht worden, dass verbotenerweise die Apotheke mit Medikamenten gehandelt habe. Von möglicherweise gestohlenen Arzneimitteln war demnach bislang nichts bekannt. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft ermittelt bereits seit April 2017 wegen Hehlerei.
Ungereimtheiten müssten aufgeklärt werden, verlangte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag, Raik Nowka. „Wir wollen wissen, wer wann über was informiert war und ob Patienten durch die illegalen Medikamente in Gefahr gebracht wurden“, betonte er am Dienstag in einer Mitteilung.