Eine gute Luftqualität ist seit der Corona-Pandemie wichtiger denn je geworden. Gerade im Winter verbringt man noch mehr Zeit in den eigenen vier Wänden. Luftreiniger versprechen eine gute Umgebungsluft. Stiftung Warentest hat einige Geräte unter die Lupe genommen – auch in Bezug auf Aerosole.
Insgesamt wurden sieben Geräte von unterschiedlichen Herstellern getestet: Zwei schnitten mit der Gesamtnote „gut“ ab, drei erhielten die Auszeichnung „befriedigend“ und zwei Geräte waren lediglich „ausreichend“. Alle Luftreiniger wurden auf die drei Belastungen Pollen, Zigarettenrauch und Formaldehyd geprüft. Letzteres ist häufig als chemische Verbindung in Möbeln oder Lacken enthalten. Die drei besten Geräte wurden in einem Nachtest auch auf die Filterleistung von Aerosolen geprüft.
In puncto Pollen konnten sechs der sieben Geräte gute Dienste liefern: „In zehn Minuten verschwinden 90 Prozent der Pollen oder mehr aus der Luft eines 16-Quadratmeter-Raums.“ Bei der Beseitigung von Zigarettenrauch konnten jedoch nicht alle überzeugen, bei Formaldehyd sind alle „mäßig bis mies“. Die Geräte im Test kosten zwischen 249 Euro und 425 Euro, auch die Ersatzfilter sind unterschiedlich teuer: Je nach Hersteller sind 39 bis 140 für eine Erneuerung fällig. Die Lebensdauer der Filter ist ebenfalls von Gerät zu Gerät verschieden. Während einige Filter alle sechs Monate getauscht werden sollen, halten andere bis zu drei Jahre. „Da kommt im Laufe der Zeit auch einiges zusammen“, schreibt Warentest.
Testsieger ist der Philips AC 2889/10 für 350 Euro: Er schneidet sowohl bei der Beseitigung von Pollen und auch Zigarettenrauch aus der Raumluft gut ab. „Als Einziger auch nach Aufnahme des Rauchs von 100 Zigaretten.“ Das Gerät lässt sich mit dem Apple Sprachassistenten Siri steuern. Der Vorfilter kann gewaschen werden, Partikel- und Aktivkohlefilter kosten zusammen rund 80 Euro. Das Philips-Gerät besitzt einen HEPA-Filter, der alle zwei Jahre gewechselt werden soll, der Aktivkohlefilter muss alle zwölf Monate erneuert werden.
Zweitplatzierter ist der Soehnle Airfresh Clean Connect 500 für 249 Euro: Er filtert den Zigarettenrauch mit älteren Filtern zwar nicht mehr so gut wie das Gerät von Philips, dafür schneidet er in puncto Formaldehyd von allen Geräten am besten ab. Der Luftreiniger besitzt neben einem Vorfilter und Aktivkohlefilter einen EPA-Filter. Alle Filter müssen nach 4320 Betriebsstunden gewechselt werden – eine recht komplizierte Angabe.
In Bezug auf die Luftreinigung erhalten beide Geräte die Note „befriedigend“, in der Handhabung schneiden beide mit „gut“ etwas besser ab. Die Umwelteigenschaften sind beim Philips-Gerät ebenfalls gut, sowohl Geräuschpegel wie auch Stromverbrauch stimmen. Soehnle erhält nur ein „befriedigend“. Die Sicherheit der Geräte wird von Warentest mit „sehr gut“ bewertet, das Datensendeverhalten der Apps jedoch mit „kritisch“.
Rowenta erhält mit einer Gesamtbewertung von 2,6 nur knapp die Note „befriedigend“: Das etwa 350 Euro teure Gerät beseitigt Pollen gut, beim Rauch schneidet es mit neuen Filtern sogar als Bestes ab. Mit gebrauchten Filtern rutscht der Reiniger jedoch ab und auch beim Formaldehyd kann das Gerät nicht überzeugen. Einen Pluspunkt gibt es von Warentest für die Kindersicherung. Der Vorfilter ist waschbar und absaugbar, Ersatzfilter kosten rund 100 Euro.
Mittlerweile sind Luftreiniger auch in Bezug auf Aerosole in den Fokus geraten. Einige Anbieter versprechen, dass ihre Geräte Keime oder Viren aus der Raumluft filtern und so das Erkrankungsrisiko senken können. In einem Nachtest wurden die drei Testsieger daher auch auf das Abfangen von Aerosolen geprüft. Alle drei Geräte können im Neuzustand gute Ergebnisse liefern. „Aber die drei Geräte altern unterschiedlich stark“, schreibt Warentest.
Im Test mussten die Luftreiniger schwebende Tröpfchen mit einem Durchmesser von 0,12 bis 1 Millionstel Meter aus der Raumluft filtern. „Das Virus Sars- CoV-2 selbst misst etwa 0,12 Millionstel Meter – 500 Viren nebeneinander sind ungefähr so dick wie ein Haar.“ Mit neuen Filtern wurden die Geräte auf Maximalstufe betrieben: „Umgerechnet auf einen Raum mit 16 Quadratmetern Grundfläche, 2,5 Meter Höhe und damit 40 Kubikmeter Raumvolumen sind nach 20 Minuten die meisten Aerosolpartikel mit 0,12 Mikrometer Durchmesser weg.“ Bei Philips und Rowenta können je 95 Prozent beseitigt werden, beim Soehnle-Gerät 90 Prozent.
Im Laufe der Untersuchung lässt die Leistung jedoch nach. Die Alterung wurde mit der Aufnahme des Rauchs von 100 Zigaretten simuliert. „Das Bild änderte sich deutlich.“ Lediglich das Gerät von Philips steckte die Alterung gut weg: Bei ihm sinkt nach 20 Minuten im 40-Kubikmeterraum die Zahl der kleinsten Partikel noch um rund 90 Prozent. Bei Rowenta sind es noch rund 80 Prozent, bei Soehnle nur noch 46 Prozent. Zur Virenreduzierung müsste der Filter daher weit häufiger gewechselt werden als vom Hersteller angegeben.
Warentest empfiehlt zudem, die Geräte nicht auf der Automatikstufe laufen zu lassen. „Wenn überhaupt, dann misst das Gerät pauschal die Partikelkonzentration in der Luft. Die Aerosolteilchen durch Atmen machen davon jedoch nur einen winzigen Bruchteil aus, die sonst in jedem Kubikmeter Raumluft schweben. Ein paar tausend Partikel sind für den Feinstaubmesser im Gerät gar nicht relevant.“ Sobald sich die Konzentration der feinen Teilchen reduziert, schalte auch die Automatik runter – auch wenn noch viele Corona-Aerosole in der Luft schweben sollten.
Doch Warentest warnt vor falscher Sicherheit: Selbst nach der Reinigung bleibe jedoch ein Restrisiko bestehen, vor allem bei größeren Räumen. „Ein Luftreiniger kann das darin liegende Risiko zwar reduzieren, aber zusätzliche Maßnahmen wie Abstand halten und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sind weiterhin nötig.“ Ebenso regelmäßiges Stoßlüften für fünf Minuten. Das tausche die Luft im Raum weitgehend aus. Für große Klassenzimmer mit vielen Schülern sei ein einzelner Luftreiniger beispielsweise zu klein.
Warentest geht außerdem auf die häufig angepriesenen Hepa-Filter ein. Die Abkürzung steht für „High Efficiency-Particulate Air“. Der Begriff alleine sei jedoch nicht geschützt – nur in Kombination mit einer Filterklasse wie „H13“ oder „H14“ sei ein festgelegtes Prüfverfahren gemäß EU-Norm Din EN 1822 garantiert. Solche Reinigungsraten seien jedoch bei den getesteten Geräten nicht zu erwarten. „Und selbst wenn die Geräte diese Leistung erbringen könnten, würden die Luftreiniger nur noch sehr wenig Luft durch die superdichten Filter pressen – und es entsprechend dauern, bis der Raum ‚clean‘ ist.“ Die Filterklassen H13 und H14 würden daher erst in größeren Geräten Sinn machen. Solche Luftreiniger könnten jedoch mehrere tausend Euro kosten und bis zu zwei Meter hoch sein.
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