Sinkender Bedarf, neue Anbieter

Lockdown killt Apotheken-Testzentren

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Berlin -

Hunderte Apotheken in der ganzen Republik haben in den zurückliegenden Wochen eigene Corona-Testzentren aufgebaut. Doch vielerorts hat das Testaufkommen zuletzt spürbar nachgelassen – ausgerechnet durch neue Lockdowns sinkt für viele Bürger:innen der Ansporn, sich testen zu lassen. Wenn dann wie im mecklenburgischen Malchin noch ein weiterer privater Anbieter hinzukommt, rentiert es sich schnell nicht mehr. Die beiden Apothekeninhaberinnen, die das dortige Testzentrum betrieben haben, nehmen es aber gelassen: Es gibt schließlich gerade auch genug andere wichtige Dinge zu tun.

Das Malchiner Testzentrum ist eine dieser Initiativen, wie sie in diesem Frühjahr vielerorts anzutreffen waren: Die kostenlosen Bürgertests sollten eines der Fundamente der Pandemiebewältigung sein, doch so schnell ihre Einführung verkündet wurde, so schnell fand sich vielerorts kaum jemand, der die Expertise hat, Testzentren aufzubauen. Also koordinierten sich vor Ort die Apotheken mit ihren Gemeinden – und untereinander – um kreative Lösungen zu finden. So auch in der 7000-Einwohner-Stadt Malchin: Die dortige Schwanen-Apotheke hatte als einzige in der Stadt bereits Test angeboten, doch es wurde zu viel für die Offizin. Also holte sie die Rats-Apotheke ins Boot und suchte gemeinsam mit dem örtlichen Stadtrat nach einer Lösung.

Die fanden sie schließlich beim örtlichen Fußballverein. Am 7. April eröffneten Schwanen- und Rats-Apotheke ihr gemeinsames Testzentrum in den Räumlichkeiten des FSV Malchin. Mit Blick aufs Spielfeld führten Apothekerinnen und PTA dort um die 100 Abstriche am Tag durch. Doch nicht mal vier Wochen später war es schon wieder vorbei mit dem gemeinsamen Testzentrum.

„Die Nachfrage ist zuletzt deutlich gesunken“, sagt Kirsten Reussel, die Filialleiterin der Schwanen-Apotheke. Einen Anteil daran könne auch das Voranschreiten der Impfkampagne haben, sagt Reussel. Hauptgrund dürften aber die erneuten Einschränkungen sein: „Das hängt stark mit dem Lockdown in Mecklenburg-Vorpommern zusammen.“ Denn als die Einwohner:innen der Stadt noch negative Testergebnisse brauchten, um sich Zutritt zu Geschäften und Dienstleistungen zu verschaffen, wollten sie natürlich auch welche. „Als das mit den Friseuren losging, haben die uns hier die Bude eingerannt“, sagt Anne Haberer, die Inhaberin der Rats-Apotheke. Doch das war mit dem neuen Lockdown vorbei. „Es wurde von Tag zu Tag weniger.“

Zuletzt sei das Aufkommen nur noch rund halb so groß gewesen. Und dann kam parallel zur sinkenden Nachfrage noch das steigende Angebot. Denn der ehemalige Leiter eines örtlichen Freibades hat umgesattelt: Seit Montag betreibt er in Malchin ein eigenes Testzentrum. Das bedeutete für das der beiden Apotheken das vorläufige Aus. „Wenn wir uns das ohnehin verringerte Testaufkommen mit dem neuen Testzentrum teilen müssen, dann lohnt sich weder der finanzielle noch der personelle Aufwand“, sagt Reussel.

Verbitterung, das Zentrum für nicht mal einen Monat Betrieb aufgebaut zu haben, zeigt keine der beiden Pharmazeutinnen – eher sogar das Gegenteil. „Wir schieben seit Wochen Überstunden ohne Ende, da kam uns das gar nicht mal so ungelegen“, erklärt Reussel. Und Haberer sieht es ähnlich: „Ich habe da überhaupt kein Konkurrenzdenken. In der Apotheke ist wahnsinnig viel zu tun und wir haben Personalmangel. Da bin ich persönlich nicht böse, wenn das jemand anderes macht, sondern freue mich sogar, wenn ich mich wieder auf meine Kernkompetenz konzentrieren kann.“ Völlig vorbei ist es mit den Tests jedoch nicht, und zwar in zweierlei Hinsicht: Einerseits bieten beide weiterhin Tests in der eigenen Apotheke an. „Aber das sind so kleine Zahlen, dass man das nebenher machen kann“, so Haberer.

Andererseits versichern beide, dass sie wieder zur Stelle sind, falls sie gebraucht werden. „Der Landkreis rief mich eigens an, um zu fragen, warum wir schließen“, erzählt Reussel. „Die waren sehr froh, als ich sagte, dass wir bereit sind, das Testzentrum erneut zu eröffnen, falls wieder ein größerer Bedarf besteht.“ An der Sorge lasse sich erkennen, was auch Apotheken von ihrem Engagement haben. Der Zuspruch sei nicht nur vonseiten der Bürger:innen groß gewesen, sondern auch seitens der lokalen Politik. „Es ist schön, dass man sich damit als Apotheke vor Ort profilieren kann“, sagt sie. „Es ist gut zu sehen, dass man gebraucht wird.“

 

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