Blutsaugende Krankenkassen, verhexte Hilfsmittel, dämonische Verträge – ob der Berufsalltag der saarländischen PKA Nicole Kolling sie in ihren Träumen verfolgt hat, ist noch ungeklärt. Aber als sie monatelang von einer Hexe träumte, schrieb sie die Geschichte auf. Daraus sind mittlerweile zwei Romane geworden – und Kolling ist als Finalistin für den Saarländischen Autorenpreis der Homburger Buchmesse nominiert.
Die Träume beginnen 2011, erzählt Kolling, über Wochen und Monate und immer sehr fantastisch. Irgendwann greift sie zu Stift und Papier und beginnt das „Tagebuch einer Hexe“. Die Heldin heißt Angela Thorton und studiert Kunstgeschichte in London: „Der Zeitpunkt der Verwandlung ist gekommen.“ Ihr Leben wird immer chaotischer, eine Flucht nach Amsterdam macht alles nur noch schlimmer. Dass sie eine Hexe ist, begreift Thorton erst nach und nach.
Die scheinbar normale Welt wird in Wahrheit bewohnt von Dämonen und Vampiren. In Thortons Freundeskreis gibt es weitere Hexen, und sie verliebt sich in einen Vampir. Wer gar keinen Kitsch mag, ist in dem Genre falsch, das Kolling als „Romance Mystery“ beschreibt. Bei den Darstellungen der Liebesszenen musste sie sich allerdings selbst bremsen, weil der Roman auch als Jugendbuch gedacht ist.
Als Kolling ihrem Mann die ersten Manuskripte zeigt, ermuntert der sie, die Sache durchzuziehen und den Roman zu schreiben. Ihrer Familie, Freunden oder den Kunden in der Apotheke erzählt sie nichts. Erst am Tage der Veröffentlichung, es ist der 13.3.13, offenbart sie sich der Familie. Die heute 32-Jährige verkauft so lange E-Books ihres Romans, bis sie eine erste Auflage bei einer Druckerei finanzieren kann und verlegt es im Selbstverlag „Butterfly Deluxe“.
Tagsüber arbeitet Kolling in der Marien-Apotheke im saarländischen Altenbach. Dort hat sie als 17-Jährige die PKA-Ausbildung begonnen und liebt ihren Beruf nach eigenem Bekunden bis heute. Auch in der Apotheke liegen überall kleine Notizblöcke herum, falls ihr spontan eine Idee für ihre Geschichte kommt – was auch im Apothekenalltag passiert. Hat sie deswegen Ärger mit der Chefin? Unsinn, Inhaberin Martina Dick-Jockers ist selbst Fan und fordert unermüdlich Kunden und Geschäftspartner auf, beim Autorenpreis für Kolling zu stimmen.
Eine künstlerische Ader hatte die PKA schon immer: Sie schrieb in der Jugend Kurzgeschichten, absolvierte Schauspielworkshops und musiziert. Das weiße Cello hat ihr ihr Mann – ihre Pausenhofliebe – zum 30. Geburtstag geschenkt. Die beiden haben ein Häuschen mit Garten im beschaulichen Friedrichsthal und zwei Zwergpapageien namens Emily und Einstein.
Doch so schnell wie möglich möchte Kolling wieder zurück nach London. Dort spielt auch der zweite Band „Auf den Spuren der Vergangenheit“, der im vergangenen Jahr erschien. London, das ist Kollings erklärte Lieblingsstadt. Die Mischung aus Moderne und Tradition fasziniert sie – „und dann auch noch die Monarchie“. Sie will unbedingt wieder hin.
Dieses Jahr geht es für eine Recherchereise zum dritten Band aber zunächst nach Stonehenge, wie es sich für eine Hexe gehört, natürlich zur Sommersonnenwende. Als nächstes Werk wird in diesem Jahr ein Kinderbuch erscheinen – in dem selbstverständlich Hexen die Hauptrolle spielen.
Aktuell kommt Kolling jedoch kaum zum Schreiben. Der Buchpreis frisst viel Zeit. Kolling muss sich gegen zwei andere Finalistinnen in der Kategorie Belletristik durchsetzen, wer die meisten Stimmen sammelt, gewinnt. Nominiert war die PKA auch für die Kategorien Fantasy und Kinderbuch, hier hat es aber nicht für das Finale gereicht. Der Autorenpreis wird im Rahmen der Homburger Buchmesse „HomBuch“ verliehen.
Die Kunden der Marien-Apotheke fiebern mit Kolling, stimmen online für sie ab und fragen, wie es um den Buchpreis bestellt ist. Wasserstandsmeldungen der Veranstalter gibt es aber nicht, erst zum Auftakt der Buchmesse am 28. März werden die Gewinner bekannt gegeben.
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