Presseschau

Lieferengpässe dreifach in der „Bild“

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Berlin -

„Kranke fahren eine Stunde für ein Medikament“, „Ich bin Diabetiker und musste 2 Wochen auf Medikamente warten“ und „Hat Lauterbach für mehr Arzneien gesorgt?“ – so titelte die „Bild“ gestern gleich drei Mal in unterschiedlichen Ressorts über Apothekenthemen. Auch sonst werden die Belange der Branche diskutiert, beispielsweise ist das Apothekensterben inzwischen zum omnipräsenten Thema geworden. 

Arzneimittel fehlen, egal wo und auch verschiedenste Präparate sind betroffen, meldet die Bild-Zeitung und beruft sich dazu auch auf die gerade gestern veröffentlichten Ergebnisse einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Großhandelsverbands Phagro. Die Zahlen des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) seien hier die eine Seite, so die Bild-Zeitung. Doch die Nachfragen der Redaktion in den Apotheken hätten ein noch schlimmeres Bild gezeigt. „Aktuell fehlen uns 837 Arzneien aus 395 verschiedenen Arzneimittelformen, und die Zahlen steigen wieder“, wird beispielsweise Inhaber Carsten Moser von der Stern-Apotheke in Emmerich zitiert.

Für Apotheker Dr. Philipp Hoffmann aus Diez zeige sich die Brisanz der Lage darin, dass die Kund:innen teilweise einen Weg von einer Stunde Autofahrt auf sich nehmen, um Arzneimittel zu holen, die sie vor Ort nicht bekommen würden. Die befragten Apotheker gehen zudem darauf ein, welchen Mehraufwand die Apotheken betreiben, um in diesen Engpassfällen die Patient:innen trotzdem zu versorgen.

In einem weiteren Beitrag geht die Bild-Zeitung vor allem auf die Patientensicht ein. Krankenkassen und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) würden die Engpasssituation kleinreden, doch für die Betroffenen sei die Lage „dramatisch“. Diabetesmedikamente, auf die zwei Wochen gewartet werden müssen – das sei frustrierend und gefährlich, berichtet ein Patient. „Politik und Pharmaindustrie haben hier komplett versagt“, meint ein anderer Patient, eine Kundin beschwert sich über die „sündhaft teuer“ gewordenen „Augentropfen auf natürlicher Basis“. Auch in diesem Beitrag wird die Mehrarbeit der Apotheken zur Lösung der Probleme hervorgehoben.

„Eigentlich sollte damit Schluss sein“, so der dritte Beitrag, schließlich habe Lauterbach mit dem Engpassgesetz (ALBVVG) gegensteuern wollen. Doch das Gesetz verfehle seine Wirkung, wird unter anderem Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), zitiert, aber auch Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Experten seien bei der Frage „Hat Lauterbach für mehr Arzneien gesorgt?“ geteilter Meinung, so die „Bild“.

Als „Fürsprecher“ kommt Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt:innen, zu Wort. Doch positiv fällt auch sein Urteil nicht aus: Zwar sei die aktuelle Versorgungslage „besser als im vergangenen Jahr, doch in den kommenden Monaten drohen sich bestehende Lieferengpässe zu verschärfen“. Zudem sei er „fassungslos“ über die aktuellen Engpässe.

Von „höheren Kosten und Internetkonkurrenz: Viele Apotheken in Sachsen geben auf“ schreibt heute die Leipziger Volkszeitung. Die Zahl der Apotheken im Land schwinde, auch in den Leipziger Stadtteilen sehe es teils düster aus. Fehlender Nachwuchs und wirtschaftliche Probleme machten den Apotheken das Überleben schwer. Aber auch die Wettbewerbsverzerrung der niederländischen Versender mache zu schaffen, wird Inhaberin Birgit Schade aus Leipzig zitiert. Das Skonto-Urteil verschlimmere die Lage zusätzlich. Göran Donner, Präsident der Sächsischen Apothekerkammer, bringt sogar „Apothekenbusse für entlegene Orte“ ins Spiel, um die Versorgung auf dem Land zu sichern.

In einem ganz anderen Zusammenhang wurde ein Inhaber lobend erwähnt. Für seine Enthüllungen über die Zyto-Herstellung wurde Robert Herold ausgezeichnet. Er bekam gestern den Europäischen Whistleblower-Preis der gemeinnützigen Organisation „Blueprint for Free Speech“.

Berichtet hat hierüber unter anderem die Süddeutsche Zeitung, die den Fall rund um Herold vor zwei Jahren publik machte. „Unsere Jury war besonders beeindruckt von Herolds Integrität angesichts des erheblichen finanziellen und bürokratischen Drucks, Stillschweigen zu bewahren“, so die auszeichnende Organisation.

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