Schließung ohne jammern

„Lieber zwei starke Apotheken als drei schwache“

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Berlin -

Die Apotheken befinden sich in einem Zeitenwandel – und dazu gehört auch eine Marktbereinigung. Im niedersächsischen Scheeßel schließt ein traditionsreicher Betrieb nach 125 Jahren – doch das Geschäft der Elbe-Weser-Gesundheit OHG mit drei Inhabern geht weiter. „Wir haben lieber zwei starke Apotheken als drei schwache“, sagt Hans-Erik Meyer.

Vor drei Jahren schlossen sich drei Inhaber unter dem Dach „Apotheken3“ zu einer OHG zusammen. Meyer brachte die Beeke-Apotheke mit. Die Brüder Erik und Hendrik Hagemeister, die Meyerhof-Apotheke und die Sonnen-Apotheke. Letztere wird nach reiflicher Überlegung zum Jahresende geschlossen. „Eine Apotheke schließt man nicht leichtfertig, besonders nicht mit 125 Jahren Tradition“, sagt Meyer.

Strategische Standort-Entscheidung

Doch der Schritt sei nötig und resultiere aus einer strategischen Überlegung: „Vor drei Jahren, als wir uns zusammengeschlossen haben, war das noch nicht absehbar.“ Doch die Zeiten seien schwierig für Apotheken – es herrsche „Personal,- Bürokratie- und Lieferengpasswahnsinn“, betont der Apotheker. Mit drei Apotheken in räumlicher Nähe zueinander könne nicht die Leistung geboten werden, die angestrebt sei. „Das kann man weder den Inhabern noch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zumuten.“

 

Die 125 Jahre bestehende Sonnen-Apotheke in Scheeßel wird zum Jahresende geschlossen.Foto: Elbe-Weser-Gesundheit OHG

Skonto-Urteil bestätigt Schließung

Die Inhaber stellten bereits Anfang des Jahres nach der Standortanalyse fest, dass die Sonnen-Apotheke ein Wackelkandidat ist. „Rasant wurde es mit dem Skonto-Urteil“, so Meyer. Die Ankündigung der Schließung habe zu einem „positiven“ Ruck innerhalb des rund 40-köpfigen Teams geführt und die Angestellten motiviert: „Wir haben es verkündet und seit sechs Wochen geht die Anzahl der pharmazeutischen Dienstleistungen hoch.“ Ein „Aufbruch“ sei zu spüren.

Meyer betont, dass Larmoyanz nicht angebracht sei. „Wir wollen nicht jammern, damit werden wir nicht mehr finanzielle Zuwendung bekommen, wir müssen zeigen, dass wir Leistung bringen. Unser Kerngeschäft ist das, was uns dauerhaft rechtfertigt.“ Gerade mit Blick auf die Konkurrenz der Holland-Versender könne die Vor-Ort-Apotheke sich beweisen, wenn sie ihren „echten Mehrwert auf kommunaler Ebene“ hervorhebt.

Man muss sich diesen Zeiten stellen und das tun wir.

Dazu gehöre ein „durchdigitalisierter“ Betrieb. „Man muss sich diesen Zeiten stellen und das tun wir.“ CardLink etwa laufe seit einigen Tagen und werde von der Kundschaft gut angenommen. Innerhalb der Dreier-OHG wird ab Januar auch auf die Klinikbelieferung verzichtet, um Kapazitäten für das Vor-Ort-Geschäft und die Heim- und Praxisbelieferung zu schaffen. In den vergangenen drei Jahren gehörten zwei Krankenhäuser zum Kundenstamm. „Das ist ein ganz knallharter Preismarkt, der sich auf einige wenige Apotheken verteilt. Es macht keinen Spaß, ich will nicht der billigste, sondern der beste sein.“

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