Trotz des Siegeszuges von Digitalisierung und Social Media bevorzugen viele junge Menschen im Krankheitsfall den persönlichen Kontakt zum Arzt oder zum Apotheker. Immerhin nutzt ein Drittel der Befragten Apotheken als erste Anlaufstelle bei wichtigen gesundheitlichen Fragen. Das geht aus dem Stada Gesundheitsreport 2017 hervor. Dazu wurden 2000 Personen zwischen 18 und 24 Jahren befragt.
Gute Erklärungen und Freundlichkeit erwarten die jungen Erwachsenen in Deutschland zu allererst vom Arzt. Acht von zehn Befragten legen Wert darauf, dass sich der Arzt Zeit nimmt und Diagnosen gut erklärt. 71 Prozent erwarten Freundlichkeit. Mehr als der Hälfte ist zudem ein schneller Termin wichtig. Positive Bewertungen im Internet oder eine Online-Terminvergabe spielen hingegen nur für jeweils 12 Prozent eine Rolle.
Bei Diagnosen ist der Arzt jedoch oft erst die zweite Informationsquelle: Jeder vierte junge Erwachsene in Deutschland recherchiert vor dem Arztbesuch auf eigene Faust im Netz, was er haben könnte. Das ist aber noch nicht alles an Vorbereitung: 67 Prozent überlegen sich schon vor dem Besuch in der Praxis, wie sie ihre Symptome beschreiben können. Nur 16 Prozent sagen, sie bereiten sich gar nicht auf einen Arztbesuch vor.
Abseits des „Googelns“ von Symptomen scheint die Arzt-Patienten-Beziehung laut Report noch wenig digitalisiert: Für 71 Prozent ist es unvorstellbar, sich via Webcam von einem Hausarzt beraten zu lassen. 25 Prozent hätten dabei ein komisches Gefühl und 46 Prozent möchten nicht auf den persönlichen Kontakt verzichten. Immerhin: 23 Prozent behaupten, sie würden eine Webcam-Diagnose ausprobieren – abhängig von der Krankheit. Ganz offen sind die übrigen 7 Prozent, die sich den Online-Kontakt unabhängig von der Erkrankung vorstellen können.
Männer sind hierbei aufgeschlossener als die weiblichen Befragten: Für 34 Prozent der Männer käme eine digitale Behandlung unabhängig von der Erkrankung infrage. Bei den Frauen trifft das nur auf knapp ein Viertel zu. Der persönliche Kontakt zum Arzt bleibt laut Stada Gesundheitsreport also wichtig. Das bestätigen auch andere Zahlen rund um das Informationsverhalten: Als Top-Quelle für Gesundheitsfragen haben sich zwar Online-Suchmaschinen wie Google etabliert, unmittelbar dahinter folgen aber die Ärzte. Jeweils 59 Prozent nutzen diese Anlaufstellen bei wichtigen gesundheitlichen Fragen.
Online-Fachportale besuchen 37 Prozent und jeder Dritte informiert sich in Apotheken. Ein Fünftel der jungen Erwachsenen sucht darüber hinaus bei YouTube oder in anderen sozialen Netzwerken nach Gesundheitsinformationen. Junge Frauen informieren sich häufiger als Männer über persönliche Gesundheitsthemen. Dementsprechend häufiger nutzen sie Online-Suchmaschinen (65 zu 53 Prozent), befragen Ärzte (65 zu 52) und Apotheker (37 zu 28). Am seltensten beschäftigen sich Schüler mit Gesundheitsthemen: Elf Prozent geben an, sich „gar nicht“ darüber zu informieren.
Mängel stellt der Stada Gesundheitsreport bei der Gesundheitskompetenz fest. Nur 34 Prozent der Befragten verfügen danach über eine ausreichende Gesundheitskompetenz. Damit schneiden die 18- bis 24-jährigen Deutschen schlechter ab als viele europäische Nachbarn. Bei alltäglichen Fragestellungen zur Gesundheit zeigten sich entsprechend Wissenslücken, auch im Umgang mit Ärzten: Jeder Vierte glaubt zum Beispiel, es gäbe die Praxisgebühr nach wie vor. 40 Prozent kennen nicht die Unterschiede von stationärer und ambulanter Behandlung. Jede dritte junge Frau denkt, sie dürfe nicht zum Urologen gehen, weil dieser nur Männer behandle. 40 Prozent der jungen Männer wissen nicht, dass ein Gynäkologe hauptsächlich Frauen behandelt. Und geschlechterübergreifend meinen 18 Prozent, dass ein Orthopäde auch für Organschäden zuständig sei.
APOTHEKE ADHOC Debatte