Dass Kollegen aus der Apotheke in einen anderen Bereich wechseln wollen, weil ihnen der Berufsalltag in der Offizin keine Freude mehr bereitet oder eine andere Herausforderung suchen, ist nicht neu. Das gab es schon vor mehr als 100 Jahren: Theodor Fontane machte es vor.
Fontane wurde am 30. Dezember 1819 in Neuruppin geboren. Nach seinem Abschluss am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium besuchte er die Gewerbeschule von Karl Friedrich Klöden in Berlin. Damit war ein Umzug in die heutige Hauptstadt verbunden. Doch er merkte, dass die Gewerbeschule nichts für ihn war. Er brach ab – zugunsten der Pharmazie. Möglicherweise wollte er in die Fußstapfen seines Vaters Louis Henry Fontane treten. Denn dieser war auch Apotheker und betrieb eine Apotheke in Letschin.
Nach dieser Entscheidung begann Fontane seine Apothekerlehre. Schon während seiner Ausbildung widmete er sich in seiner Freizeit dem Schreiben, 1939 wurde seine erste Novelle „Geschwisterliebe” veröffentlichte. Im selben Jahr beendete er im Dezember seine Lehre. Ein Jahr später trat er eine Stelle als Apothekergehilfe in Burg bei Magdeburg an. Parallel dazu begann er mit dem Verfassen seiner ersten Gedichte.
Als Apothekengehilfe arbeitete er bis Februar 1842 in der Adler-Apotheke in Leipzig, wechselte dann aber zur Salomonis-Apotheke in Dresden. Nach diesen Stationen landete er wieder in der Apotheke seines Vaters, doch trotzdem war er nebenbei publizistisch aktiv.
1847 erhielt er die Approbation als Apotheker „erster Klasse” und bat um die Erteilung der Erlaubnis zum Betreiben einer Apotheke in Gusow, einer Gemeinde, in die Fontane oft bei seinen Wanderungen durch Brandenburg ging. 1848 war er Angestellter in der Apotheke Zum Schwarzen Adler am Georgenkirchplatz, kurz danach war im Krankenhaus Bethanien angestellt. Ein Jahr später gab er den Apothekerberuf auf und arbeitete als freier Schriftsteller und später in verschiedenen Redaktionen.
Die Erlaubnis zum Führen der Apotheke bekam er nicht. Was wäre, wenn? „Wir hätten bestimmt eine gesunde Bevölkerung gehabt”, wird Professor Dr. Hubertus Fischer von der Fontanegesellschaft in einem Artikel der Märkischen Oderzeitung zitiert. „Aber hätten wir auch einen Schriftsteller gehabt, der uns so bereichert?”
Fontane gilt als bedeutendster deutscher Vertreter des Realismus. Der Nachwelt hat er neben der Übersetzung von Shakespeares Hamlet viele Dramen, Gedichte, Biografien, Kriegsbücher, Briefe, Tagebücher, Theaterkritiken, Zeitungsartikel und programmatische Schriften hinterlassen. Der Apotheker und Dichter schloss seine Augen heute vor 120 Jahren in Berlin für immer.
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