Anfang September hat die Rheinische Post einen Artikel veröffentlicht, in dem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe unterstellt wurde, Apotheker regelrecht zu umwerben. Der Bericht traf offenbar den Nerv einiger Leser. Bernd M. Kl. Kummer aus Grevenbroich schrieb einen Leserbrief, der es in sich hat. Gröhe mache einen Kotau vor den Apothekern, kritisierte er auch im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC.
„Minister Gröhe umwirbt die Apotheker“, titelte die Rheinische Post. In dem Bericht verspricht Gröhe den Apothekern, nach der Bundestagswahl einen neuen Anlauf für ein Rx-Versandverbot zu starten. Wie auch beim Apothekertag in Düsseldorf begründete er seinen Vorstoß in dem Bericht naturgemäß nicht damit, Apotheker-Pfründe sichern zu wollen. Das Verbot sei vor allem im Sinne der Versicherten. Er selbst sieht sich daher als einen Versicherten- und nicht als einen Apothekerminister.
Als Kummer den Bericht las, konnte er das so nicht auf sich sitzen lassen und schrieb einen Leserbrief an die Zeitung. „Hat das mit der Wahl zu tun, um der FDP die Apotheker-Stimmen abzujagen?“, fragte er darin. Mit dem Versandverbot von verschreibungspflichtigen Medikamenten werde Wettbewerb ausgeschaltet und ein „Naturschutzpark“ für Apotheker geschaffen.
Gröhes Aussage, man brauche mehr Beratung und diese leiste nicht der Postbote, erschließe sich keinem mit der Materie Vertrautem, so der RP-Leser. Seiner Auffassung nach sollten sowohl die Apotheker als auch der Gesundheitsminister wissen, dass hinter einem ausgestellten Rezept der jeweilige Arzt verantwortlich steht und den Patienten entsprechend beraten hat.
Gegenüber APOTHEKE ADHOC zeigte sich der Leser erstaunt, wie sehr sich „Gröhe bei den Apothekern anbiedert“. Einen regelrechten Kotau mache der Bundesgesundheitsminister vor ihnen, kritisierte Kummer. Dabei sei die Argumentation der Apothekerschaft für ein Rx-Versandverbot „an den Haaren herbeigezogen“.
Die Funktion der Apotheker beschränkt sich seiner Ansicht nach vor allem bei verschreibungspflichtigen Medikamenten darauf, das auszuführen, was der Arzt verordnet hat. „In der Realität ist doch der Hausarzt die Schaltzentrale, auch für die Arzneimitteltherapie“, meint Kummer, der vor seiner Rente einen medizintechnischen Großhandel führte.
Weder er noch jemand in seinem Freundeskreis seien in einer Apotheke jemals ausführlich beraten worden. „Eine Beratung, wie sie von der Apothekerschaft idealisiert dargestellt wird, habe ich noch nie erlebt“, erzählt Kummer. „Die Apotheker reichen die Medikamente über den Counter. Das war's.“ Das könne aber eine Versandapotheke genauso gut, ist der Grevenbroicher überzeugt. „Wenn ich meine zwei Rezepte dort einschicke, machen sie mich – falls nötig – auf Wechselwirkungen aufmerksam“, meint er.
Ohnehin gebe es in Deutschland zu viele Apotheken, so Kummer. So befinden sich beispielsweise in seiner Heimatstadt Grevenbroich in einem Umkreis von nur einem Kilometer ganze sieben Apotheken. Jede von ihnen schaffe aber Bedarf und produziere Kosten. „Wir können froh sein, dass Karl Lauterbach in dieser Legislaturperiode ein Rx-Versandverbot verhindert hat“, sagt er. „In dieses ganze System muss endlich echter Wettbewerb rein.“ Kummer plädiert in diesem Zusammenhang dafür, die Arzneimittelpreisbindung auch für heimische Apotheken abzuschaffen. Wenn ein Apotheker einen Bonus vergeben will, sei das schließlich seine eigene unternehmerische Entscheidung.
APOTHEKE ADHOC Debatte