Operation

Leistenbruch kann lebensgefährlich sein

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Berlin -

Eine Beule in der Leiste, zwischen Bauch und Oberschenkel: Das kann auf einen Riss der Bauchwand hindeuten – mit der Folge, dass sich mitunter Eingeweide von innen nach außen stülpen. Mediziner sprechen in einem solchen Fall von einer Leistenhernie – oder umgangssprachlich: Leistenbruch. Harmlos ist das nur, wenn der Bruch rechtzeitig erkannt wird.

„Ein unbehandelter Leistenbruch kann im Laufe der Zeit an Größe zunehmen“, sagt Dr. Ralph Lorenz, niedergelassener Chirurg und Leiter des Hernienzentrums Berlin-Spandau. Etwa wenn sich der Bauchinnendruck erhöht – beispielsweise durch Pressen auf Toilette. Dann können Baucheingeweide abgeklemmt werden. Mögliche Folgen sind etwa ein Darmverschluss oder eine Bauchfellentzündung.

„Das ist äußerst schmerzhaft und zudem lebensbedrohlich“, sagt Lorenz. Das ist ein Notfall, und der Leistenbruch muss unverzüglich operiert werden. Damit es zu einem solchen Krankheitsverlauf nicht kommt, sollte bei der Diagnose möglichst bald operiert werden. „Nur in Ausnahmefällen kann bei jüngeren Patienten mit kleineren Leistenbrüchen zunächst abgewartet werden“, erklärt Lorenz. Voraussetzung ist, dass sie keinerlei Beschwerden haben und etwa alle sechs Wochen zu einer ärztlichen Kontrolluntersuchung kommen.

27 Prozent der Männer und 3 Prozent der Frauen in Deutschland haben im Laufe ihres Lebens einen Leistenbruch. Diese Zahlen nennt der Chirurg Dr. Wolfgang Reinpold. Er ist in Hamburg Chefarzt der Chirurgischen Abteilung und des Hernienzentrums Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand sowie Erster Vorsitzender der Deutschen Herniengesellschaft. Männer sind deshalb häufiger betroffen, weil bei ihnen der Leistenkanal weiter ist.

Beim Mann befindet sich in der Leiste der Samenstrang einschließlich der begleitenden Blutgefäße, bei der Frau das Halteband der Gebärmutter. Die Leistenregion muss einiges abfedern. Beim Hochheben oder Tragen schwerer Gegenstände, aber auch beim Husten oder Niesen drücken die Bauchorgane mal mehr, mal weniger stark auf den Leistenbereich. Normalerweise hält die Leiste, die aus Muskeln und Sehnen besteht, dem Druck stand. Erhöht er sich, kann es zum Leistenbruch kommen. Risikofaktoren sind neben körperlich anstrengenden Tätigkeiten beispielsweise Übergewicht, eine Schwangerschaft, eine Prostatavergrößerung sowie Asthma und Bronchitis. „Häufig ist eine genetisch bedingte Bindegewebsschwäche Ursache eines Leistenbruchs“, sagt Reinpold.

Nicht immer macht sich ein Leistenbruch durch eine Ausbeulung in der Leistengegend bemerkbar. Ein weiterer Hinweis sind Schmerzen in der Leistengegend. Diese können aber auch auf eine beginnende Vorwölbung der Leistenkanalhinterwand hinweisen – eine sogenannten Sportlerleiste. Allerdings kann sich hieraus ein Leistenbruch entwickeln. Betroffene sollten in jedem Fall zum Arzt gehen.

Um zu einer sicheren Diagnose zu kommen, wird die Leiste des Patienten unter anderem per Ultraschall untersucht. „Das Ergebnis dieser Untersuchung sowie das Ausmaß der Beschwerden sind maßgeblich dafür, wie dringlich eine mögliche Operation ist“, erläutert Lorenz. Eine Vielzahl von operativen Möglichkeiten steht heutzutage zur Auswahl. Es gibt zum einen Verfahren, mit denen der Bruchsack zurückgeschoben sowie die Bruchstelle mit Nähten verschlossen und verstärkt wird. Zum anderen kann zusätzlich über der Bruchstelle ein Kunststoffnetz eingesetzt werden. Dies geschieht entweder im Rahmen einer offenen Operation oder der Eingriff erfolgt im Rahmen einer Bauchspiegelung mit drei winzigen Schnitten am Nabel und Mittelbauch.

Welches Operationsverfahren zur Anwendung kommt, ist individuell verschieden. „Das hängt unter anderem von Art und Größe des Bruchs ab sowie vom Alter des Patienten und seinen Begleiterkrankungen“, erläutert Lorenz. „Einige der OP-Verfahren erfolgen unter örtlicher Betäubung, andere unter Vollnarkose“, sagt Reinpold.

Eine Vielzahl von Leistenbruch-OPs findet ambulant statt. Ob ein Patient nach dem Eingriff eventuell doch ein paar Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleibt, hängt von der Art des Bruchs ab. Nach der Operation kann es mitunter zu einem Taubheitsgefühl und auch zu Schwellungen in der Leistengegend kommen. „Das ist normal und klingt mit der Zeit wieder ab“, erklärt Lorenz. Ab welchem Zeitpunkt der Patient sich wieder körperlich belasten kann, ist individuell verschieden. In aller Regel ist eine volle Belastbarkeit ohne Einschränkung nach etwa drei Wochen möglich.

Wer das Risiko eines Leistenbruchs minimieren will, sollte seine schrägen Bauchmuskeln trainieren und sie so stärken. Dazu rät der Physiotherapeut Michael Preibsch. Er ist Vizevorsitzender des Deutschen Verbands für Physiotherapie (ZVK). Wichtig ist nach seinen Angaben auch, beim Heben von schweren Gegenständen die richtige Haltung einzunehmen. So sollte der Rücken aufrecht und nicht gebückt sein sowie bei schweren Belastungen ausgeatmet und nicht gepresst werden. Dafür geht man in die Hocke und richtet beim Heben den gesamten Körper auf. Vermeiden lässt sich aber ein Leistenbruch nicht immer. „Wenn die Bauchdecke einfach zu schwach ist, kann man einen Riss nicht ausschließen“, betont Preibsch.

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