Vor etwa 150 Jahren griff Apotheker Carl Emil Willmar Schwabe den Trend der alternativen Heilmethode auf. Bis zur Jahrhundertwende versorgte er mehr als 50 homöopathische Apotheken. Nun hat der MDR im Format „Zeitreise“ über die Homöopathie im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts berichtet.
Leipzig gilt als Wiege der Homöopathie. Warb dort doch 1811 Samuel Hahnemann erstmals damit, Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen. Natürliche Stoffe sollten durch Verdünnung in ihrer Wirkung potenziert werden. Hahnemann wollte eine Alternative zum Schröpfen und Aderlass – eine moderne, schonende und ganzheitliche Behandlung sollte es sein, heißt es im Beitrag.
Den Trend der alternativen Heilmethode griff der aus dem Vogtland stammende Apotheker Willmar Schwabe auf und gründete 1866 sein eigenes Unternehmen. Im Zuge der Industrialisierung fand die Rückkehr zur Natur neben Gegnern auch viele Anhänger. Schwabe belieferte Apotheken im In- und Ausland mit seinen Mitteln.
Auf dem Weg in die Welt, wurde Schwabe auch in den Geschichten von Karl May erwähnt. So fand „Kara Ben Nemsi in Kairo auf einem Basar Teile einer homöopathischen Apotheke und heilte mit den Hirse-ähnlichen Globuli seine Gefährten“, sagt Susanne Seufert, Leiterin des Sächsischen Apothekenmuseums Leipzig. Er gerät in Schwierigkeiten, da man meint, er sei wegen der Heilkräfte mit dem Teufel im Bunde.
Die homöopathische Hausapotheke von etwa 1880 zeigt den Apotheker als Vorreiter. Im Sortiment aus etwa 150 Mitteln lässt sich neben Belladonna und Aconitum auch Hamamelis finden. Seufert erklärt, Schwabe habe die Zaubernuss aus Nordamerika eingeführt und später selbst angebaut. Produkte, die noch heute im Handel sind, ließen sich auf die damalige Zeit zurückführen.
Die ersten homöopathischen Zubereitungen waren flüssig oder als Globuli erhältlich. Tabletten kamen erst später hinzu. Pulver konnten erstmals in eine oral verfügbare Einzeldosis gebracht werden, so der Beitrag. Die Neuerung trieb den weltweiten Export vor dem ersten Weltkrieg voran.
Schwabe entwickelte sich zur Weltmarke und wurde vom Sohn weitergeführt. Mit dem weiteren Boom der Homöopathie öffnete das moderne Arzneimittel-Werk im Nord-Osten Leipzigs 1926 seine Türen. Besucher konnten die Herstellung im großen Stil mit Sinn für Tradition besichtigen. Das Unternehmen siedelte 1946 nach Karlsruhe um. Den Grundstein legte der Geschäftsmann jedoch in der freien Bürgerstadt Leipzig und revolutionierte die Medizin, so der Beitrag.
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