Seit Jahren steht die Zukunft des Pharmazie-Instituts an der Universität Leipzig auf der Kippe. Die Sächsische Landesapothekerkammer (SLAK) stärkt das Institut mit einer Projektförderung. „Für den Standort gibt es keine wirklich ernst zu nehmende Alternative, wir brauchen die Ausbildung der dringend benötigten Pharmazeuten hier und jetzt“, sagte Kammerpräsident Friedemann Schmidt.
2010 hatten CDU und FDP den Abbau von 1042 Stellen bis zum Jahr 2020 beschlossen. Die Uni Leipzig wollte 21 davon auf das Pharmazie-Institut verteilen, das wäre die Schließung gewesen – zum Wintersemester 2012/2013 sollten keine neuen Pharmaziestudenten immatrikuliert werden.
Wissenschaftsministerin Professor Dr. Sabine von Schorlemer (parteilos) hatte für die Schließung plädiert, Sozialministerin Christine Clauß (CDU) ihr Veto eingelegt und damit die Schließung abgewendet. Seitdem wird gestritten. Seit 2013 nimmt die Uni nur noch 36 statt wie zuvor rund 50 Studienanfänger auf.
In dem aktuellen Studienprojekt soll am Institut zur sektorenübergreifenden Betreuung von speziell operierten Patienten mit Adipositas geforscht werden. Über einen Zeitraum von drei Jahren will die Kammer das Projekt jährlich mit 40.000 Euro fördern und damit das Institut stärken. So könnten mit der Förderung auch Stellen am Institut gesichert oder geschaffen werden.
Die sächsischen Apotheker hätten sich stets gegen die Schließungsbemühungen der Universität gewandt: „Mit der finanziellen Förderung dieses Projektes erneuern wir unser eindeutiges Bekenntnis zu Forschung und Studium in Leipzig“, schreibt die Kammer. „Eine Abwicklung des Institutes 'auf Raten' wird es mit uns nicht geben“, so Schmidt.
Jetzt wolle man insbesondere die Forschung am Institut stärken. Damit werde nicht nur ein Beitrag zur Arzneimitteltherapiesicherheit in Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen geleistet, sondern auch Mitarbeiter des Instituts eine Perspektive gegeben.
„Die Förderung darf jedoch keine Einbahnstraße sein, deshalb muss die Universitätsleitung jetzt endlich stabile Rahmenbedingungen für den Fortbestand und Ausbau des Instituts schaffen“, so Schmidt. „Um auch weiterhin eine qualitativ hochwertige Lehre zu garantieren, müssen die seit geraumer Zeit freigewordenen Lehrstühle endlich neu besetzt werden“, fordert Schmidt. Die neuerliche Immatrikulation von 36 Studienanfängern sei noch keine sichere und klare Perspektive.
Kammer und Verband hätten unmittelbar nach der Landtagswahl im vergangenen Jahr Gespräche mit der neuen Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) und der neuen Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange (SPD) Kontakt aufgenommen. Beide hätten großes Verständnis für das Anliegen der Apotheker signalisiert.
Seit der Landtagswahl sieht es für das Pharmazie-Institut etwas besser aus. Stange hatte bereits Anfang des Jahres betont, den Apotheker-Nachwuchs und die Ausbildung sichern zu wollen. Im Rahmen der Hochschulentwicklungsplanung 2025 werde man gemeinsam mit der Hochschule eine dauerhafte Lösung suchen.
Schmidt sieht nun die Universität in der Pflicht, sich durch eine eindeutige Strukturentscheidung zum Institut zu bekennen: „Wir stehen dabei dem Rektorat jederzeit als fachliche Ansprechpartner zur Verfügung und werden in nächster Zeit noch einmal das Gespräch mit der Rektorin suchen.“
Im Juni wollen sich Kammer und Verband mit den gesundheits- und hochschulpolitischen Sprechern der Regierungsfraktionen von CDU und SPD im Sächsischen Landtag treffen. Hier wollen sich die Apotheker für das Gespräch mit Rektorin Professor Dr. Beate Schücking rüsten. „Vor einer definitiven Entscheidung der Universität für das Pharmazeutische Institut werden wir hier keine Ruhe geben“, sagte Verbandschef Thomas Dittrich.
Die Universität bleibt bislang bei ihrem Kurs: Im Grundsatz habe sich nichts an den geplanten Stellenstreichungen und an der perspektivischen Schließung geändert. Mit weiteren Sondermitteln des Wissenschaftsministeriums soll weiter mit befristeten Stellen gearbeitet werden.
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