Fachschaft: Pharmazie wird Briefkastenfirma APOTHEKE ADHOC, 25.04.2013 12:06 Uhr
Die Leipziger Pharmaziestudenten fürchten um ihr Institut: Obwohl Sozialministerin Christine Clauß (CDU) ihr Veto gegen die Schließung des Studiengangs eingelegt habe, solle das Institut sukzessive gestrichen werden, kritisieren Fachschaftsmitglieder. In einem Gespräch mit Vertretern des Wissenschaftsministeriums sei ihnen ein „Schachzug“ präsentiert worden, mit dem das Institut trotz Einspruch geschlossen werden kann.
„Wir erhofften uns durch das Gespräch neue Erkenntnisse, wie die zukünftige Entwicklung des Instituts unter Berücksichtigung der Entscheidung des Sozialministeriums aussehen soll“, sagte Fachschaftsvertreterin Friederike Zühl. „Allerdings wurden wir in diesem Punkt enttäuscht.“
Das Wissenschaftsministerium plant demnach zwar, den Studiengang zunächst zu erhalten. Das Institut und seine Mitarbeiterstellen sollten stattdessen nach und nach gestrichen werden: In diesem Jahr sind am Pharmazieinstitut bereits drei Stellen weggefallen. Dies wurde bei der Neuberechnung der Aufnahmekapazität berücksichtigt, sodass im kommenden Wintersemester nur 36 Studenten immatrikuliert werden sollen – neun weniger als im Vorjahr. Diese Zahl hat die Universität dem Wissenschaftsministerium gemeldet, das die Berechnung nun prüft.Für das nächste Jahr sei eine weitere Reduzierung geplant, kritisieren die Pharmaziestudenten. Mit dieser Taktik werde ein „unwirtschaftlicher Studiengang geschaffen, welcher mit hohen Kosten eine geringe Zahl an Studenten ausbildet“, befürchtet die Fachschaft. Auf diese Weise solle Druck auf das Sozialministerium ausgeübt werden, damit dieses sein Veto zurückziehe. „Der Studiengang Pharmazie verkommt damit zur Briefkastenfirma und wird am Ende wider jeder Vernunft doch geschlossen.“
Die Universität betont, dass jeder Abiturient, der sich in Leipzig einschreibt, sein Studium auch beenden kann: „Die Studierenden, die wir immatrikulieren, werden ihr Studium ohne Einschränkungen abschließen können – aber es sei nochmal darauf hingewiesen, dass wir weiterhin planen, das Institut für Pharmazie perspektivisch zu schließen“, sagte Professor Dr. Claus Altmayer, Prorektor für Bildung und Internationales. „Wir sehen uns dazu bekanntlich durch die Sparauflagen des Landes gezwungen.“Die Fachschaftsvertreter befürchten jedoch, dass die Lehre leidet, wenn sie über Vertretungen und Lehraufträge gesichert wird. Der damit verbundene ständige Wechsel des Lehrpersonals könne den derzeitigen hohen qualitativen Standard des Instituts gefährden.
Kooperationen mit den Universitäten in Halle und Jena sehen die Studenten nicht als Alternative: Gespräche mit Vertretern der Institute hätten ergeben, das diese ihre Kapazitätsgrenzen erreicht hätten und nicht mehr Studenten ausbilden könnten. Zudem hätten die Vertreter des Wissenschaftsministeriums deutlich gesagt, dass „keine finanziellen Mittel als Entschädigung“ an die Universitäten fließen sollen.