Schlappe für die Verbraucherschützer von Foodwatch im Margarine-Streit
mit Unilever: Der Lebensmittelkonzern darf weiter behaupten, es gebe
keine Hinweise auf mögliche Gesundheitsrisiken seiner
cholesterinsenkenden Margarine „Becel Proactiv“. Die Pressekammer des
Hamburger Landgerichts wies eine Klage von Foodwatch ab. Die
Verbraucherorganisation hatte Unilever vorgeworfen, Nebenwirkungen der
mit Pflanzensterinen angereicherten Margarine zu verschleiern.
„Das Gericht hat nicht darüber entschieden, ob die betroffene Margarine schädliche Nebenwirkungen hat oder nicht“, betonte ein Sprecher des Gerichts. In dem seit Monaten laufenden Verfahren ging es lediglich darum, ob eine Aussage des Gießener Mediziners Professor Dr. Hans-Ulrich Klör in einer Mitteilung von Unilever zulässig ist. Klör wird darin zitiert, aus wissenschaftlicher Sicht gebe es keinen Hinweis, dass der Verzehr von Produkten, die mit Pflanzensterinen angereichert sind, mit Nebenwirkungen in Verbindung zu bringen sei.
Die Aussage Klörs wertete das Gericht als Meinungsäußerung – und nicht als Tatsachenbehauptung. Foodwatch beklagte, das Gericht habe die Behauptungen von Unilever „gar nicht erst einem Faktencheck unterzogen“. „Das Abstreiten von wissenschaftlichen Hinweisen auf Nebenwirkungen ist Humbug, aber Unilever darf diesen Humbug weiter verbreiten“, sagte der Foodwatch-Sprecher. Er forderte einen Verkaufsstopp von „Becel Proactiv“, bis die Sicherheit des Produkts in Langzeitstudien belegt sei. Die Organisation will nun prüfen, ob sie in Berufung geht.
Bei seiner Kritik beruft sich Foodwatch auf Studien, die Hinweise auf Nebenwirkungen von Pflanzensterinen geliefert hätten. „Demnach können Pflanzensterine das verursachen, was sie verhindern sollen: Ablagerungen in den Gefäßen, verbunden mit einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten.“ Dass „Becel Proactiv“ den Cholesterinspiegel senkt, sei nicht umstritten. Unilever könne aber nicht belegen, dass dies auch tatsächlich weniger Herzkrankheiten bedeute, so Foodwatch.Unilever sprach hingegen von einem „guten Tag für die Verbraucher“ und warf Foodwatch eine „Schmierenkampagne“ vor. Die Organisation habe in ihrer Kampagne, die „wie gewohnt auf eine Skandalisierung der Lebensmittelbranche“ ziele, erhöhtes Cholesterin als einen wesentlichen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ignoriert. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit und andere Behörden weltweit hätten die Sicherheit von Pflanzensterinen aufgrund von Studien beurteilt und deren Verzehr als sicher bewertet.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung hatte 2008 mitgeteilt: „Menschen mit normalen Cholesterinwerten sollten auf den Verzehr von Lebensmitteln mit zugesetzten Pflanzensterinen verzichten.“ Auch in einer Stellungnahme von Ende 2011 halte das Institut an dieser Einschätzung fest, sagte eine Sprecherin.
APOTHEKE ADHOC Debatte