Lebensmittelqualität

Arsen im Bier

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Berlin -

Bier wird in Deutschland nach Reinheitsgebot gebraut – und enthält trotzdem oft Arsen. Das Schwermetall gerät etwa beim Filtrieren in den Gerstensaft. Münchner Forscher geben nach Untersuchungen von rund 150 Biersorten Entwarnung: Die Werte lägen mit bis zu 24 Mikrogramm pro Liter zwar teils über dem WHO-Richtwert für Trinkwasser von 10 Mikrogramm, der in Deutschland als Grenzwert gilt.

Auch in ausländischen Bieren fanden verschiedene Studien Arsen, die Werte waren teils höher als in deutschen Bieren. Arsen werde beim Filtrieren aus der als Filterhilfsstoff verwendeten Kieselgur ausgeschwemmt. Es stamme aus den Schalen fossiler Kieselalgen.

Bei unfiltrierten Bieren – wie einigen Weißbieren – seien Arsenspuren weniger wahrscheinlich. Das Arsen kann auch über das Wasser ins Bier geraten. Oft werde das Wasser eigens aufbereitet. „Trinkwasserqualität genügt vielen Brauereien nicht.“

Als vor Jahren erste Nachweise von Arsen die Biertrinker schockten, starteten der Deutsche und der Bayerische Brauerbund ein Programm, um den Arsengehalt zu überwachen. Sie ließen das fertige Bier, aber auch Rohstoffe und Kieselgur regelmäßig untersuchen. „Dadurch kommen die Kieselgur-Lieferanten unter Druck“, sagte Coelhan. Der Arsengehalt der Biere sei seit Beginn der Untersuchungen vor etwa drei Jahren gesunken. „Die Brauereien sind sensibilisiert – und sie sind auch bereit, hier Geld auszugeben.“

Arsen wurde schon früh als Pestizid, Mordgift, aber auch Arzneimittel verwendet. Es soll unter anderem als Lungenheilmittel, Fiebersenker und sogar als Aphrodisiakum sowie zur Leistungssteigerung eingesetzt worden sein. Bis heute enthalten Medikamente Arsen, besonders Krebsmittel. Arsenvergiftungen gehen mit Krämpfen, Übelkeit und Durchfall einher und können zum Tod führen – bei Dosen im zweistelligen Milligrammbereich.

Die Forscher geben aber Entwarnung: „Durch übermäßigen Alkoholgenuss hat man unangenehmere Folgen“, sagte Coelhan. „Man darf Bier nicht mit Trinkwasser vergleichen.“ Von letzterem werde viel mehr getrunken.

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