Polit-Talk

Gröhe verteidigt Lobbyisten Maria Hendrischke, 27.05.2015 12:27 Uhr

Berlin - 

Homo-Ehe, NSA-Affäre, Organspende und Pharmalobbyisten: Mit diesen Themen sah sich Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) konfrontiert, als er gestern in der Talkrunde von Markus Lanz Platz nahm. Auch Spitzen von Moderator Lanz zu seiner überraschenden Ernennung zum Gesundheitsminister hatte Gröhe abzuwehren.

Zur Talkshow waren neben Gröhe noch Fußball-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein, der FC St. Pauli-Trainer Ewald Lienen, Fußballautor Ben Redelings sowie Sängerin Anna-Maria Zimmermann eingeladen worden. Gröhe wurde in dieser fußballlastigen Runde von Lanz mit einem Stürmer verglichen: Ganz im Stile eines Torjägers zeichne ihn die Fähigkeit aus, genau da aufzutauchen, wo ihn keiner erwarte. So zum Beispiel im Amt des Gesundheitsministers, nachdem Gröhe zuvor als Generalsekretär fungiert hatte. Sei das Amt denn nun eine Belohnung – oder der Fahrstuhl zur Hölle, fragte Lanz.

„Ich bin gerne Gesundheitsminister“, antwortete Gröhe darauf. Er kritisiert zugleich Politiker, die ihren Job als „das Allerschrecklichste“ darstellten; schließlich arbeite jeder freiwillig. Als Gesundheitsminister habe er nun ein schwieriges Politikfeld zu verantworten, in das er sich tief habe einarbeiten müssen.

Außerdem müsse er in hoher Schlagzahl Gesetze erarbeiten. Im Vergleich dazu seien während seiner Zeit als Generalsekretär die Wochenenden teils voller gewesen und der Blick aufs Handy noch häufiger. „Beides hat seinen Reiz“, so Gröhe.

Ob er den Job eigentlich nur bekommen habe, weil Ursula von der Leyen ihn nicht gewollt habe, wollte Lanz wissen. „Ich habe ihn jedenfalls bekommen, weil die Kanzlerin ihn mir zutraut“, konterte Gröhe. „Ich finde es toll, jetzt in einem konkreten Politikfeld Verantwortung zu tragen.“

Von Lanz auf den Umgang mit Pharmalobbyisten angesprochen, machte Gröhe deutlich: „Wenn wir krank sind, dann wollen wir alle das bestmögliche Arzneimittel. Wer in Deutschland Arzneimittel herstellt, der tut etwas Gutes.“ Jeder würde im Zweifel gute Medizin haben wollen. Gröhe bezeichnet Lobbyismus als Teil einer offenen Gesellschaft. Er hinterfragte das Image von Lobbyisten: „Wenn Herr Frank Bsirske für höhere Löhne für Pflegekräfte kämpft, ist er dann ein schlimmer Lobbyist? Nein, er tut etwas Sinnvolles.“

Anschließend ging es um das Thema Organspende. Gröhe hat nach eigenen Angaben bereits seit vielen Jahren einen Organspendeausweis. Auf Lanz' Hinweis, dass im vergangenen Jahr nur 846 Menschen in Deutschland Organe gespendet haben, entgegnete er: „Die entscheidende Zahl ist eigentlich die: Alle acht Stunden stirbt ein Mensch, dem geholfen werden könnte, wenn Menschen bereit wären, nach ihrem Tod ein Organ zu spenden.“

Derzeit warten Gröhe zufolge etwa 10.000 Patienten in Deutschland auf Spenderorgane; 80 Prozent der Deutschen stehen der Organspende positiv gegenüber. Gröhe forderte, dass diese Gruppe ihre grundsätzliche Zustimmung mit Spenderausweisen dokumentiere. Eine Widerspruchsregelung, bei der jeder, der nicht explizit widerspricht, als Organspender gilt, lehnte er jedoch ab.

Gröhe äußerte sich auch zum Thema Homo-Ehe. Er selbst sei nicht für die Öffnung der Ehe für Homosexuelle, aber das werde in seiner Partei kontrovers diskutiert – „warum auch nicht“. Zur NSA-Affäre fasst Gröhe zusammen, dass es um die Frage gehe, „wie wir Grenzen setzen, wenn hemmungslose Datensammelwut aus Amerika Grenzen bei uns verletzt hat, was wir nicht akzeptieren können“. Das gehe nur in Zusammenarbeit mit den USA und anderen Beteiligten.

Wie es die Zusammensetzung der Gäste nahelegt, widmete sich die Sendung sonst vorrangig dem Thema Fußball. Der Fußball-Autor Redelings sprach über sein „Fußball-Fasten“ – seit nunmehr einem Monat informiere er sich gar nicht über Fußballthemen. Der Trainer des FC St. Pauli betrachtete die übermächtige Position von Fußball in den Nachrichten kritisch. Die Sängerin Zimmermann erzählte, wie ihr schwerer Helikopter-Unfall ihr Leben verändert hat.