Syrer will nicht auf Pass warten

Langsame Behörde: Approbierter kündigt, Filiale zu Carolin Ciulli, 18.08.2024 14:31 Uhr

Filiale zu: Inhaber Lars Koeppe behält die Wald-Apotheke mit Sanitätshaus; die Westend-Apotheke ist dicht. Foto: Wald-Apotheke
Berlin - 

In Eberswalde gibt es eine Apotheke weniger – nicht etwa, weil sich der Betrieb nicht lohnen würde. Doch für die Westend-Apotheke sah Inhaber Lars Koeppe keine Zukunftsperspektiven. Auslöser für die Schließung sei die Kündigung seines syrischen Filialleiters gewesen, der sich in einem anderen Bundesland bei schnelleren Behörden um einen deutschen Pass bemühen wolle.

Seit 20 Jahren führt Koeppe die Westend-Apotheke. Der Betrieb, der pro Jahr rund 1,2 Millionen Euro Umsatz mache, habe funktioniert, sagt er. Dennoch musste er die Apotheke jetzt schließen. Sein Filialleiter sei syrischer Herkunft und wolle seit Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft. „Er war es leid, immer wieder zu den Behörden zu gehen, um seinen Aufenthalt zu verlängern. Deshalb ist er nach Nordrhein-Westfalen gegangen, weil die Behörden dort schneller arbeiten.“

Sinnlose Suche nach Apotheker

Der Inhaber kann den Schritt seines ehemaligen Angestellten nachvollziehen. Er sei Familienvater und habe sich Sicherheit gewünscht. „Er wollte nicht ständig zur Behörde gehen. In Nordrhein-Westfalen hat man ihn mit offenen Armen empfangen.“ Nach einer neuen Filialleitung zu suchen, habe keinen Sinn ergeben, so Koeppe.

Denn für den Standort fehle die Perspektive. „Die Tendenz für Apotheken geht einfach in die falsche Richtung“, sagt der 51-Jährige. Er wird sich künftig auf die Wald-Apotheke fokussieren. Die bisherige Hauptapotheke sei größer und breiter aufgestellt. Mit rund 20 Angestellten werden Pflegedienste und Heime betreut. Zudem leitet er unter anderem noch ein Sanitätshaus.

Koeppe bedauert, dass angesichts der nicht steigenden Vergütung und der gleichzeitig höheren Kosten sein „Heilberufler-Herz“ zu kurz komme. „Das ist der Konflikt zwischen Heilberufler und Kaufmann.“ Die kaufmännische Seite sei immer mehr gefragt, da man sich mehr einfallen lassen müsse, um bestehen zu können.