Landapotheken

Der ungarische Schwarzwald-Apotheker Maria Hendrischke, 14.11.2015 08:45 Uhr

Berlin - 

Im Sommer schloss die Kur-Apotheke in der Schwarzwälder Gemeinde Bad Peterstal-Griesbach. Inhaberin Gisela Urschel verabschiedete sich in den Ruhestand. Für die etwa 2800 Einwohner und die Touristen ein kleiner Weltuntergang: Die nächste Apotheke war plötzlich acht Kilometer entfernt. Für Bürgermeister Meinrad Baumann war das keine Lösung: „Zur Grundversorgung im Ort gehört eine Apotheke.“ Ein Retter fand sich schließlich – aus Ungarn.

Schon zum Jahresanfang stand fest, dass die Kur-Apotheke am 30. Juni schließen wird. Baumann, Urschel und ihr Mann sowie der Vermieter begannen, einen Nachfolger zu suchen. Doch diese Suche gestaltete sich schwierig: „Wir hatten vielleicht sieben Interessenten. Aber die sprangen früher oder später ab – sie hatten andere Umsatzmöglichkeiten erwartet oder eine andere Apotheke übernommen“, so Baumann.

Dabei gebe es in Bad Peterstal-Griesbach durchaus Kundschaft für eine Apotheke: „Wir haben ein Seniorenheim, eine Reha-Klinik und einige Ärzte.“ Grundsätzlich gebe es ein Auskommen; nur auf eine große Rendite komme man mit der Apotheke nicht.

Baumann besprach mit Landesapothekerkammer und -verband daher alle Optionen. Er fragte in den umliegenden Apotheken, ob sie sich eine Filiale im Kurort vorstellen könnten. „Aber es war bald klar, dass sich das aufgrund der Personalkosten nicht rechnen würde“, berichtet er. Auch über die Voraussetzungen für eine Rezeptsammelstelle informierte er sich.

Schließlich meldete sich Dr. Antal Csaba Wessely bei Baumann. Der gebürtige Ungar hatte in seiner Heimat und auf der Schwäbischen Alb gearbeitet. Zuletzt war er in Schwerin in einer Center-Apotheke angestellt – jetzt suchte er nach etwas Eigenem. Er besuchte Bad Peterstal-Griesbach und Ende September stand fest: Er konnte sich dort eine kleine Apotheke vorstellen.

Trotzdem endeten die Probleme an dieser Stelle nicht. Wessely und der Vermieter konnten sich nicht einigen. Da es im Kurort noch weitere Leerstände gibt, konnten jedoch passende Räumlichkeiten gefunden werden: Wesselys Apotheke wird nun am 16. November im ehemaligen Schlecker-Gebäude eröffnen.

Die Einwohner von Bad Peterstal-Griesbach freut es. „Sie haben ihre Apotheke in den vergangenen Monaten schon vermisst“, sagt Baumann. Noch liefen die Umbauarbeiten auf Hochtouren. Danach hoffe er, dass die Bürger die neue Offizin schnell annähmen. „Ich bin zuversichtlich. Dr. Wessely ist ein engagierter Mann“, so der Bürgermeister. Wesselys Familie lebt noch in Ungarn. Doch seine Frau – ebenfalls Apothekerin – und die beiden Kinder sollen so bald wie möglich nachziehen.