Die Schloss-Apotheke im baden-württembergischen Rust sieht zunächst nach normaler Landapotheke aus, doch Inhaber Johannes Lehmann ist durchaus umtriebig. Seine Apotheke nahe des Freizeitparks in Rust lebt viel vom Saisongeschäft und das nutzt er auch so gut er kann – mit speziellen Services und insgesamt vier Automaten.
In diesem Jahr feiert die Schlossapotheke ihren 50. Geburtstag, seit 2009 ist sie im Besitz von Lehmann. Zwischen Offenburg und Freiburg ist der Europa-Park Rust der Anziehungspunkt schlechthin. Mit über 5,4 Millionen Besuchern im Jahr 2022 gilt der Park als der meistbesuchte Freizeitpark im deutschsprachigen Raum. Die konzentrieren sich zwar auf die Monate April bis Oktober, doch der Park und weitere Attraktionen und Hotels sind das ganze Jahr über geöffnet.
Neben seinen Apotheken in Rust in direkter Nähe zum Park sowie im nahegelegenen Kappel-Grafenhausen betreibt der Inhaber seit über acht Jahren zudem erfolgreich Automaten in und um den Park. Die Idee dazu kam sogar vom Park selbst. Für das Camp Resort mit Tipizelten, urigen Planwagen und Blockhütten als Übernachtungsmöglichkeiten wurde nach einer Automaten-Lösung der Apotheke gefragt.
„Der erste Gedanke war, dass ich dort Voltaren und so reinpacken könnte“, aber diese Illusion musste der Apotheker den Parkbetreibern nehmen. Doch auch die Lösung mit der Freiwahl kam gut an. Und so steht in dem Camp nun schon seit vielen Jahren der Automat der Apotheke, gefüllt mit Tampons, Kondomen, Sonnencreme und Mückenspray. Die Produkte kauft der Apotheker sogar teilweise selbst bei Edeka ein – über den Großhandel bekommt er manches nicht.
Den ersten Automaten kaufte er selbst beim Anbieter Pharmashop, auf eigenes Risiko. Und die Wahl auf die Italiener fiel nicht ohne Grund: „Die haben ein spezielles Schraubsystem, mit dem die Ware im Automaten aufbewahrt wird. Die Schrauben lassen sich verstellen – so kann ich den Automaten mit den unterschiedlichsten Produkte befüllen.“ Andere Automaten seien beispielsweise standardmäßig auf Snack-Formate oder Getränkeflaschen ausgerichtet. Die Automaten sind in Italien häufig zu finden und wohl auch in vielen afrikanischen Ländern, dort dann eben auch mit Antibiotika und Malariamitteln.
Das Geschäft fluktuiere natürlich stark. Zwischen Januar und März ist das Camp auch 2,5 Monate im Jahr geschlossen. „Außerhalb der Saison ist nichts los. Dafür haben wir drei starke Monate im Sommer.“ Beeinflusst wird das Geschäft auch vom nahegelegenen Naturschutzgebiet. Zum Leidwesen der Urlauber:innen gibt es dort regelmäßig Mückenplagen – da ist das Mückenspray aus dem Erste-Hilfe-Automaten, wie er ihn gerne nennt, gefragte Ware.
Aber auch Sonnencreme, Pflaster, Kühlpacks, Tampons sowie Medizinprodukte wie Thermacare, Ipalat und Isla Moos gehen immer wieder gut. Über das System lasse sich auch sehen, wann was aus dem Automaten gezogen wird. „Wenn 21:10 Uhr, 21:11 Uhr, 21:12 Uhr eine Zahnbürste nach der anderen gezogen wird, weißt du: Da hat wohl einer was vergessen“, so Lehmann schmunzelnd. Und für Urlauber:innen die doch mal was aus der Apotheke benötigen, gibt es einen speziellen Botendienst: Bestellung über den eigenen Shop, Bezahlung per Paypal, Botendienst zum Hotel.
Vor der eigenen Apotheke sieht er einen solchen Automaten nicht, das lohne sich nicht. Aber neben dem Gerät im Camp kamen mit der Zeit zwei kleinere Automaten in den Hotels des Parks sowie in einer größeren Pension. Riesengroß sind die Gewinne nicht, aber „ich bin damit zufrieden“, so Lehmann. Zum Befüllen der Maschinen hatte er mal jemanden auf Minijob-Basis, „aber das hat sich nicht gelohnt“. Jetzt macht er das wieder selbst – „das muss man wollen“ – für Lehmann lässt sich die Automaten-Runde aber gut in den Alltag integrieren.
Allein vom Park-Geschäft möchte sich der Inhaber aber nicht abhängig machen. Er versorgt auch ein Altenheim, „die Automaten machen aber mehr Spaß“. Sie machen einfach wenig Aufwand und erzeugen trotzdem ein gewisses Grundrauschen.
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