„KI für Defektlisten“

Landapotheke: Inhaber rüstet sich für die Zukunft

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Berlin -

Die Schließungswelle rollt: Aktuell zählt Deutschland weniger als 18.000 Apotheken. Besonders Inhaber:innen auf dem Land kämpfen mit Personalmangel, schlechter Infrastruktur und einer erhöhten Arbeitsbelastung. So auch Lukas Frigger. Mit der Akazien-Apotheke in Bad Arolsen hat er vor zwei Jahren einen Neustart gewagt: „Ich habe den Laden in der sehr ländlichen Stadt übernommen und umgekrempelt, sodass wir fit für die Zukunft sind.“ Priorität hatte dabei die Zeitersparnis bei jeglichen Arbeitsprozessen sowie die Modernisierung der gesamten Apotheke.

Frigger bezog vor gut zwei Jahren ein altes Fachwerkhaus in sehr guter Lage, aber mit etwas Sanierungsstau: „Für mich hat die Erhaltung des Standortes dennoch Sinn gemacht“, so der Apotheker. Die Kleinstadt in Hessen liegt dabei so ländlich, dass es umso wichtiger ist, die Versorgung mit Arzneimittel aufrecht zu erhalten: „Der öffentliche Nahverkehr findet hier sehr eingeschränkt statt, deswegen war es definitiv ein wichtiger Punkt für uns, ein Konzept zu entwickeln, dass in Zukunft die Menschen per Botendienst effektiv versorgen kann“, so Frigger.

E-Autos für die Boten

Zunächst schaffte der Inhaber dafür E-Fahrzeuge an und installierte sogenannte Wall-Boxen, um die Autos auch direkt auf dem Apothekenparkplatz laden zu können. „Wir haben so auf die vermehrten Vorbestellungen reagiert. Wir versorgen das Umland sozusagen mit. Das heißt, wir fahren eigentlich den ganzen Tag Medikamente aus“, so Frigger, der insgesamt vier Boten beschäftigt. Dabei nutzen nicht nur ältere Menschen den Bringedienst, sondern auch junge Mütter, die sonst mit krankem Kind nochmal los müssten: „Die Vorbestellungen kommen auf mehreren Kanälen bei uns an, sehr gern wird WhatsApp für die Übermittlung der benötigten Medikamente genutzt“, so der Apotheker. „Das ist definitiv die Zukunft, wir haben jetzt schon um die 70 bis 80 Bestellungen per Boten auszufahren, pro Tag.“

Um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, setzt Frigger auch hier auf Zukunftstechnik: „Wir haben mit dem Einzug unseres Kommissionieres auch einen zentralen Packplatz im Backoffice geschaffen. Dort werden die Rezepte eingelesen, die Medikamente per Fördertechnik bereitgestellt und auch gleich etikettiert“, so der Inhaber. Eine Software dokumentiert alle Vorgänge und kann so nahezu ausschließen, dass sich Fehler einschleichen. „ Das erleichtert die Arbeit enorm und beschleunigt die Prozesse“, so Frigger.

Kommunikation per Team-App

Per Handy-App sind alle Boten und Mitarbeiter:innen stets auf dem Laufenden, was die Lieferungen betrifft. „Auch die optimale Liefer-Route wird von einer KI berechnet“, so der Apotheker. In die Modernisierung seiner Apotheke hat er auch die Telefonanlage eingeschlossen: „Es klingeln nicht alle sechs Telefone gleichzeitig. Wir haben die einzelnen Apparate priorisiert, das schont auf jeden Fall die Nerven“, so Frigger, der auch intern auf eine gute Vernetzung setzt. „Alle Mitarbeiter haben auf dem Handy eine Team-App, mit der wir kommunizieren. Das dient dem zentralen Austausch im Team und sorgt für Optimierung von wiederkehrenden Prozessen. Ich kann so beispielsweise sicherstellen, dass alle meiner Mitarbeiter:innen eine wichtige Information erhalten haben“, so Frigger.

Eine KI setzt Frigger auch zur Kontrolle der Defektlisten ein: „Die Software kontrolliert täglich den Defekte-Topf und gleicht alles mit dem Großhandel ab. Sie erkennt welche Rabattpartner, die jeweilige Krankenkasse hat. Wenn eine Großpackung nicht lieferbar ist, schlägt die Software vor, alternativ zwei kleine zu bestellen, um lieferfähig zu bleiben. Das ist genial und macht vieles leichter“, so der Apotheker. „Meine PKA erspart sich so beispielsweise, das tägliche Prozedere der Kontrolle zu Lieferfähigkeiten wichtiger Medikamente.“

Für das Personal

In Personalfragen ist der Inhaber ebenfalls zukunftsorientiert: „Ich plane gerade, ob es möglich ist, auch Homeoffice-Tage anzubieten. Zudem habe ich alle Arbeitsplätze ergonomisch optimiert. Ein ansprechender Arbeitsplatz ist viel wert und wird sehr gut angenommen. Meine Mitarbeiterinnen können außerdem auch persönliche Stärken in entsprechenden Fachgebieten ausleben“, so der Inhaber, der offen für neue Ideen ist.

Tierarzneimittel wurden beispielsweise auf die Art in die Apotheke aufgenommen: „Wir haben damit ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber umliegenden Apotheken, die spezielle Tiermedikamente nicht anbieten. Wichtig ist immer wieder, sich vom Onlinehandel abzugrenzen. Das schaffen wir mit hauseigener Kosmetik, Botendiensten, pharmazeutischen Dienstleistungen und eben auch spieziellen Sachen wie Tierarzneien“, so Frigger.

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