Deutschlands erfolgreichste Einkaufsstraßen

Lage, Lage, Apotheke!

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Berlin -

Lage, Lage, Lage! So lautet das Mantra von Immobilienexperten. Das Beratungsunternehmen Jones Lang LaSalle (JLL) hat Deutschlands Einkaufsstraßen analysiert. Die erfolgreichste befindet sich in Frankfurt. Danach folgen München, Köln und Hannover. Ein Apotheker sieht „seine“ Straße trotz guter Wertung skeptisch.

Die Zeil landete zum dritten Mal – nach 2012 und 2017 – auf Platz 1. Durchschnittlich 14.390 Menschen besuchen die Straße in der Frankfurter Innenstadt pro Stunde. Und natürlich gibt es hier auch Apotheken, denn die sind schlauerweise traditionell gern dort, wo potenzielle Kunden sind. Alexander Schwartz betreibt seine Apotheke zum Mohren in direkter Nachbarschaft zur Zeil und sagt: „Ich bin mit unserem Standort sehr zufrieden. Es ist eine belebte Einkaufsstraße, wir haben viel Laufkundschaft und viel internationales Publikum.“

Der typische Zeil-Kunde sieht so aus: „Wir haben viele junge Kunden, Menschen aus der Umgebung, die hier ihren Arbeitsplatz haben. Sie bestellen ihre Medikamente vor der Arbeit und holen sie danach ab.“ Es sind Traumkunden, die keinen Botendienst benötigen und nicht zum Plaudern kommen. Zudem hat die Apotheke zum Mohren viele Kunden, die in der Nachbarschaft wohnen.

Auf Platz 2 und 3 der Einkaufsstraßen-Analyse liegen Münchener Straßen: Durch die Kaufingerstraße flanieren pro Stunde 14.155 Menschen, in der Neuhauser Straße sind es 13.455. Mit 13.040 Besuchern liegt die Kölner Schildergasse auf Platz 4. Dort betreibt Axel Vogelreuter die Apotheke am Neumarkt. Die läuft gut, aber der Pharmazeut beklagt den Verfall der Straße (der Neumarkt geht in die Schildergasse über). „Die Qualität der Einkaufsstraßen in der Kölner Innenstadt lässt dramatisch nach. Die ganzen alten, traditionellen Geschäfte sterben aus, es besteht Uniformität. Die Schildergasse hat keine Verweilqualität mehr, es besteht keine Möglichkeit, in gepflegtem Ambiente Kaffee zu trinken.“

Obwohl Köln im Ranking von JLL einen guten Platz belegt, ist Vogelreuter skeptisch, denn er verzeichnet seit Jahren Kundenverluste: „Wir sind frequenzabhängig. Noch ist es verträglich, aber jeder Kundenverlust ist schmerzhaft.“ Mit Aktionen und neuen Ideen versucht er, den leichten Kundenschwund abzuwehren. „Seit vergangenem Jahr holen wir zum Beispiel Rezepte bei unseren Kunden ab und liefern nach Hause. Das kommt sehr gut an.“ Und hat ganz nebenbei einen neuen Arbeitsplatz geschaffen, Vogelreuter hat einen neuen Boten eingestellt.

Zwar sei die Lage am Neumarkt durchaus zuweilen ärgerlich, aber er sieht auch die guten Seiten: „Insgesamt bin ich zufrieden. Bei einer Innenstadtlage gibt es immer Für und Wider.“ Er freut sich über den guten Platz, hat aber die Statistik von JLL aus dem vergangenen Jahr nicht vergessen: „Da sanken die Zahlen erdrutschartig. Von 2016 auf 2017 sanken sie von 16.800 auf 13.400 pro Stunde“, sagt Vogelreuter.

Er wünscht sich mehr Unterstützung von der Stadt: „Es wäre schön, wenn man den Gewerbesteuerzahlern und Händlern in Köln mehr unter die Arme greifen würde“, sagt er. „Verdi will die verkaufsoffenen Sonntage torpedieren. Das sind die Zugpferde, die Leute gehen am Sonntag gern ein bisschen in die Stadt shoppen.“

Die weiteren Plätze im Wettstreit der beliebtesten Einkaufsstraßen Deutschlands sind die Georgstraße in Hannover (10.985 Besucher), der Westenhellweg in Dortmund (10.180), die Flingerstraße in Düsseldorf (9670). Platz 8 belegt die Hohe Straße in Köln (9435), Platz 9 die Königstraße in Stuttgart (9145), Platz 10 die Schadowstraße in Düsseldorf (9130). Die eindeutigen Gewinner sind aus Sicht der Immobilienexperten die Kölner Hohe Straße, sie legte um 1655 Passanten zu, die Stuttgarter Königstraße konnte ihren Wert um 1690 Personen erhöhen und die Düsseldorfer Schadowstraße verzeichnete einen Anstieg um 665 Passanten.

Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany, sagt zur Situation der Einkaufsstraßen: „Die Gesamtzahlen bewegen sich absolut im Rahmen jährlicher Schwankungen, was belegt, dass das lange prognostizierte Aussterben der Innenstädte zumindest in den Groß- und Mittelstädten ausbleibt. Das liegt unter anderem daran, dass viele Händler die Zeichen der Zeit erkannt haben. Omni-Channel-Strategien bieten ihnen die Option, auf kleinerer Fläche exklusiver und am Kauferlebnis orientiert anzubieten.“

Wie die JLL-Verfügbarkeitsquote für den Einzelhandel zeigt, schafft das neue Freiräume für kleinere und innovative Konzepte, die lange unter der Dominanz der Filialisten litten. „Diese neue Vielfalt macht die Einkaufsstraßen wieder bunter und attraktiver, was von den Menschen gerne angenommen wird“, so Wichner weiter. „Doch auch wenn die Straßen bevölkert sind, sagt das noch nichts darüber aus, wann und wofür die Menschen ihr Geld ausgeben. Hier stehen mittlerweile Einzelhandel und Gastronomie in einem Konkurrenzverhältnis.“

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