Arzneimittelkriminalität

Labor im Kampf gegen Fälschungen Julia Pradel, 18.09.2008 23:12 Uhr

Berlin - 

Der Pharmakonzern Sanofi-Aventis macht mobil gegen Medikamentenfälscher: Im französischen Tours hat das Unternehmen das „Laboratoire Central Anti-Contrefaçon“ (Zentrallabor gegen Fälschungen, LCAC) eingerichtet, in dem Chemiker künftig verdächtige Produkte auf ihre Echtheit untersuchen. Das LCAC soll ein Instrument im Kampf gegen Fälscher werden und eng mit Regulierungsbehörden, Polizei, Zoll und Gerichten zusammen arbeiten.

Dem Hersteller zufolge sollen zweifelhafte Produkte, die in Behörden, Apotheken oder Abteilungen des Konzerns auffallen, in Tours getestet werden. Zudem ist geplant, Proben aus Internet-Apotheken zu beziehen. Das LCAC soll neue Testmethoden entwickeln und als Standards etablieren, damit Labore weltweit Medikamente künftig nach den gleichen Kriterien prüfen können. Doch nicht nur Arzneimittel selbst werden untersucht, sondern auch Faltschachtel, Blister und Beipackzettel.

Im LCAC sollen möglichst viele Beweise und Informationen über Fälschungen zusammengetragen und in einer zentralen Datenbank erfasst werden. Sanofi-Aventis erhofft sich, mit ihrer Hilfe Plagiate schneller identifizieren und effektiver gegen Arzneimittelfälscher vorgehen zu können.

„Zu lange haben wir das Problem Medikamentenfälschung unterschätzt, das sich von einem Randphänomen zu einer kompletten Industrie entwickelt hat“, bilanzierte der Sanofi-Aventis-Chef Jean-François Dehecq. Arzneimittelfälschungen haben Dehecq zufolge einen negativen Einfluss von 2 bis 3 Prozent auf den Umsatz von Sanofi-Aventis und sind eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit, die sich sehr schnell ausbreitet.

Eine Sprecherin von Sanofi-Aventis bezeichnet dies gegenüber APOTHEKE ADHOC als „Preis der Globalisierung“. Besonders durch das Internet tauchten viele Fälschungen auf. Durch die Zulassung von Parallelimporten seien zudem vormals strikte Vertriebswege gelockert worden. In Zukunft will Sanofi-Aventis durch verstärkte Aufklärung auch das Bewusstsein der Patienten für Arzneimittelfälschungen schärfen.