Für einen symbolischen Preis von 1 Euro konnte Thomas Mark seine St. Anna Apotheke in Bruggen doch noch verkaufen: „Die Interessentin war meine letzte Hoffnung, kurz bevor ich eine Entrümpelungsfirma engagiert hätte“, so der Apotheker. Trotz infrastrukturell perfekter Lage hatte Mark massive Schwierigkeiten, seine Allgäuer Landapotheke loszuwerden. Am 27. November ist der letzte Arbeitstag für den Approbierten in Deutschland, bevor er in die Schweiz auswandert.
Weil er die Gesundheitspolitik von Karl Lauterbach (SPD) nicht mehr „ertrage“, hatte sich Mark im Sommer dazu entschlossen, Deutschland endgültig zu verlassen. Die Schweiz sollte fortan seine neue Wahlheimat werden. Jobangebote gab es dort zwar zügig, jedoch machte ihm die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für seine Landapotheke zunächst einen Strich durch die Rechnung. Es fand sich schlicht kein/e ernsthafter Interessent/in.
Mark hatte in den vergangenen Monaten etliche „Neins“ gehört, als er vergeblich versuchte, seine Landapotheke zu verkaufen. Dabei hatte er für sein Geschäft nur einen symbolischen Preis verlangt: „Trotz der sehr guten Lage und fast Alleinstellungsmerkmal hatten bisher alle potentiellen Interessenten wieder abgesagt“, so der Apotheker. An der Ausstattung könne es nicht gelegen haben: „Ich habe die Apotheke erst vor zwölf Jahren ausgebaut, das Dorf ist auch moderner als die umliegenden Gemeinden, eigentlich die besten Vorraussetzungen“, so Mark.
Kurz bevor er eine Entrümpelungsfirma beauftragen wollte, ergab sich doch eine Gelegenheit: „Für den symbolischen Euro konnte ich die Apotheke inklusive Warenlager nun im letzten Moment doch verkaufen. Es war meine letzte Hoffnung, das die Apotheke weiter bestehen kann “, so der 52-Jährige. Ende November wird die offizielle Übergabe an die neue Chefin stattfinden, die über eine Maklerin auf die Apotheke aufmerksam wurde. „Wir werden den 27. November noch gemeinsam in der Apotheke bestreiten. Am darauffolgenden Tag geht es für mich schon los, und ich fahre Richtung Schweiz“, so der Inhaber, der bereits Anfang Dezember in seinem neuen Arbeitsverhältnis in Bern beginnt.
Etliches laufe deutlich entspannter in der Schweiz: „Ich freue mich auf ein vernünftiges Arbeiten. Ich habe schließlich nicht fünf Jahre studiert, um nur ein Zehntel davon im Berufsalltag zu gebrauchen“, so Mark über die vergangenen Jahre in Deutschland. Die Wertschätzung der erlangten Kenntnisse von Approbierten sei in der Schweiz deutlich höher: „Ich kann bestimmte Sachen einfach unkompliziert selbst regeln. So gibt es eine Liste für bestimmte Medikamente, die ich als Apotheker trotz Verschreibungspflicht auf Rezept abgeben darf, ohne das der Patient beim Arzt war. Zudem kennen die Schweizer wohl kaum Retaxationen, was die Arbeit deutlich entspannt“, freut sich Mark.
Ein bisschen wehmütig ist er dennoch: „Ich bin hier im Dorf mit fast allen per Du. Momentan kommen jeden Tag Kunden in die Apotheke, um ihr Bedauern zu äußern, dass ich das Handtuch werfe“, so der Apotheker. Wäre die Gesundheitspolitik nicht so schlecht, hätte er diesen Entschluss nicht gefasst: „Die ganze Präqualifizierungsgeschichte ist ein hervorragendes Beispiel. Ich muss Leuten, die weniger qualifiziert sind als ich, etliche Fotos von meiner Apotheke hochladen und Anträge ausfüllen, die meine Qualifikation nachweisen, dass ich Hilfsmittel abgeben kann. Da habe ich keinen Bock mehr drauf“, so Mark.
Mehr noch: „Der Unsinn vollzieht sich dann ein Jahr später nochmals. In der Zeit sind doch meine Schränke nicht plötzlich morsch geworden. Wenn es vor einem Jahr gepasst hat, passt es sicherlich zwölf Monate später auch noch“, so Mark. Es seien einfach zu viele rote Linien überschritten worden: „Ich möchte mich nicht mehr endlos über all das ärgern und mit meiner Arbeit etwas sinnvolles machen.Deswegen werde ich Deutschland verlassen.“
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