Kunst-Apotheke enttäuscht Rezeptkunden APOTHEKE ADHOC, 29.03.2019 13:53 Uhr
Die Regenbogen-Apotheke in Unna hat vergangenen Sommer zum letzten Mal Arzneimittel abgegeben. In der nordrhein-westfälischen Kreisstadt verbleiben rund 20 Apotheken. Aktuell wunderte man sich jedoch – denn am ehemaligen Standort von Ursula Köhle eröffnet wieder eine Apotheke. Die neue Mieterin Andrea Agner muss Rezeptkunden jedoch wegschicken.
Agner eröffnet am 6. April die erste Kunst-Apotheke in Unna. Derzeit werden die ehemaligen Räume mit ihren Werken ausgestattet. Auf rund 100 Quadratmetern im Erdgeschoss und 85 Quadratmetern im Keller entstehe „Kunst auf Zeit“, so Agner. Von außen erinnert nur noch das große Apotheken-Schild an die Vormieterin. Über den roten Buchstaben ließ Agner ein Schild mit der Aufschrift „Kunst“ anbringen. Darunter prangt: „PopartKingdom“.
Die Passanten deuten das Treiben offenbar anders. „In den ersten Wochen sind viele Menschen mit einem Rezept in der Hand hereingekommen“, sagt Agner. Sie habe die Apothekenkunden durch das Schaufenster schon von Weitem erkannt. „Ich habe gescherzt, dass wir nur Privatrezepte einlösen können.“ Die Künstlerin schickte die Patienten zur nächsten Apotheke, die weniger als 100 Meter entfernt ist. Ein Notstand sei nicht ausgebrochen.
Zur Apothekenfläche kam Agner per Zufall. Die Räume gehören einem Ärztepaar, das sie angesprochen hatte. Die Künstlerin hat bereits ein Atelier in Unna. Sie war von dem Objekt überzeugt und mietete es an. In der leergeräumten Offizin werden 17 großformatige Kunstwerke im Pop Art-Stil ausgestellt.
Auch das ehemalige Labor im Untergeschoss wird genutzt. „Dort zeigen wir weitere Kunstwerke, Lichtkunst und Filminstallationen“, so Agner. Zusätzlich zu ihren eigenen Werken stellt auch ihr Lebensgefährte aus. Bislang ist das Kunstprojekt bis August geplant. Zur Eröffnung kommende Woche werden rund 100 Gäste erwartet.
Auch in anderen Apothekenstandorten wird Kunst gezeigt. In der Hölderlin-Apotheke erhalten Kunden nicht nur Arzneimittel, sondern auch eine Dosis Kunst. Denn Apothekengründerin Veronika Blum hat neben Pharmazie auch visuelle Kommunikation studiert. Ihre Apotheke hat sie in eines ihrer Kunstwerke verwandelt. Seit 2016 wird die Kunstapotheke von der neuen Inhaberin Ulrike Lange weitergeführt.
Künstlerisch begabt ist auch Dr. Gerd-Gunther Madry. Der Inhaber der Teich-Apotheke in Merseburg zieht sich nachts in sein Atelier zurück, dreht die Musik auf, greift zu den Ölfarben und malt. In seinem Betrieb hat er eine eigene Galerie eingerichtet. Er verkauft Kalender mit seinen Bildern. Das Geld geht an das Jose-Carreras-Krebszentrum in Leipzig.